Donnerstag, 5. September 2013

12. Tag Chiesa - Casteldelfino und Rückreise (200m ab)

So, heute ist es schon wieder soweit. Die Tour neigt sich dem Ende zu. Nach unserer lohnenden Variante über die Alpe Crossenna sogar einen Tag früher als geplant und sieht man von den paar Spritzern zur Festungsbesichtigung in Fenestrella einmal ab, kann man von perfektem Wanderwetter sprechen. So wie man das in bella Italia auch erwartet :-)
Rückblick ins Bellinotal mit Chiesa
Wir lassen uns beim Frühstück alle Zeit und starten erst gegen 10:00 Uhr. Die Wirtin war ob unserer Bummelei schon ganz irritiert, wollen doch die GTA-Wanderer sonst immer beizeiten los. Aber wir haben nur eine Stunde hinab nach Casteldelfino und der Bus fährt 12:03 Uhr. Wobei man bei italienischen Bergbussen eher im Viertelstundentakt rechnen sollte und die Minutenangaben allenfalls der groben Orientierung dienen.
Noch ein letztes Mal durch ein kleines Flusstal und da stehen wir am Ende der Tour. Es bleibt noch Zeit für einen Cappuccino in der Bar und dann beginnt das Abenteuer Rückreise.
Der Bus nach Salluzzo steht mit nur 11min Verspätung fast pünktlich in Casteldelfino. Tickets gibt es ausnahmsweise direkt beim Fahrer. In Salluzzo dann in der Stationsbar die Fahrkarten nach Turin erworben und nach nicht mal einer viertel Stunde ging es weiter. Nun verlassen wir das Gebirge endgültig und selbst die Sicht ist nicht besonders, da sich die Berge wieder verhüllt haben. Nach einer guten Stunde erreichen wir Turin. Endstation ist der Busbahnhof Esposita wir müssen aber weiter in zum Bahnhof Porta Nouva. Google meint knapp 2km, das schaffen wir zu Fuß. Der Trubel der Stadt wirkt nach zwei Wochen in den Bergen befremdlich und auch wir passen mit den großen Rucksäcken und Bergstiefeln nicht so recht ins Stadtbild. Außerdem schwitzen wir in der Schwüle der Stadt mehr als bei der Ankunft an so manchem Colle. 16:16 Uhr der nächste Zug...  bislang verläuft die Reise absolut unproblematisch :-) 
Rückfahrt
Kurz vorhalb sechs stehen wir wieder vor dem Bahnhof Salbertrand. Die letzte Anspannung verfliegt, als wir unser Auto heil und mit allen Rädern am Parkplatz sehen. Also schnell die Rucksäcke rein und ab im Richtung französische Grenze. Über Sestriere geht es wieder hinab in Richtung Lago Laux... Unser Quartier vom 3. Tag hat es uns angetan oder besser das vorzügliche Essen dort. Morgen steht dann Kultur auf dem Programm und wir wollen zur Sacra di San Michele, dem Nationalmonument des Piemont.
Danach gibt es dann noch eine Woche aktive Erholung am Lago Maggiore.
Euch mag enttäuschen, dass es in diesem Jahr keine Pleiten, Pech und Pannen gab und damit wenig spektakuläres zu berichten... Uns hat es gefallen und im nächsten Jahr geht es mir einer Ehrenrunde durchs Valle Maira weiter. 2015 soll die GTA dann mit dem obligatorischen Bad im Mittelmeer beendet werden.

Wir halten Euch auf dem Laufenden :-) 

11. Tag Rifugio Bagnour - Chiesa (860m auf /1370m ab)

Rifugio Bagnour
Heute ist schon unser letzter voller Wandertag und wie schon in den letzten 3 Jahren verbringen wir unseren Hochzeitstag wieder auf der GTA. Letztlich haben wir ja vor 11 Jahren auch nach so einer Tour geheiratet. Damals waren wir aber noch auf die Dolomiten fixiert. Mal schauen, wo wir uns dann in 11 Jahren so rumtreiben B-)
Maddalena
Nachdem wir uns einen Platz am einzigen Waschbecken der Hütte ergattern konnten, ging es durch den Arvenwald hinab nach Castello und entlang der Uferpromenade des Stausees an dessen anderes Ende nach Maddalena. Entlang des Weges wird unser freundliches Bon Giorno immer wieder durch Bon Jour erwidert. Die Kennzeichen der Fahrzeuge am Campingplatz bestätigen den Eindruck, hier wird Französisch gesprochen. Letztlich gehörten die ganzen Täler bis zum Uttrechter Frieden von 1713 auch zu Frankreich und das hier gesprochene Okzitanisch ist dem Französischen näher als dem Italienischen.


Blick zurück zum Stausee, der Mon Viso hüllt sich wieder in Wolken

Nach einem Bummel durch den schönen Ortskern, Einkauf und Barbesuch geht es zunächst entlang der Skipiste und dann auf einem auch als MTB-Strecke ausgewiesenen Pfad zum Colletto Battagliola. Wer hier mit dem Mountainbike hinab oder gar hinauf fährt, sollte aber schon etwas geübt haben. Mir zumindest ist es schleierhaft wie man dies heil überstehen soll.
Gipfelrast deluxe
 Pass noch ein Meter hinüber zur Punta di Cavallo 2290m mit Gipfelkreuz und wunderbarem Rückblick auf die Touren der letzten beiden Tage. Dann über Almgelände hinab nach Chiesa. Auf den Almen teilen sich Ziegen, Kühe und Murmeltiere die Vorräte. Wobei die Marmotte rein zahlenmäßig dominieren und sich von uns nur wenig stören lassen. Nur das Zücken des Fotoapparates führt unweigerlich zum Warnpfiff und Flucht in den Bau... dämliche Viecher.
Chiesa
Chiesa ist ein archaischer Weiler mit architectura traditionale alpinistiche wie uns das Hinweisschild am Ortseingang ins Bellinotal lehrt. Das bedeutet enge verschachtelte Gassen mit schiefen Steinhäusern. Die naturbelassen Gassen ohne Asphalt oder Pflaster sind ja nett anzuschauen aber eine staufreie Ortsbesichtigung ist hier nach den trockenen Tagen nicht mehr möglich.
Unsere heutige Bleibe ist das Gasthaus des Ortes, die Trattoria Pelvo. Das Haus ist zwar eine einzige Baustelle, aber dennoch sehr sauber und gepflegt. Der Duft aus der Küche lässt Vorfreude auf das Abendessen aufkommen und diese bestätigt sich dann bei guter Hausmannskost wie wir es nennen würden.

10. Tag Rifugio Alpetto - Rifugio Bagnour (900m auf / 1080m ab)

Rifugio Alpetto
Nach einem knappen Frühstück starten wir unsere Tour bei strahlendem Sonnenschein.  Es geht mit Blick auf den Mon Viso ein Stück des gestrigen Abstiegs bergan durch das Tal des Rio Alpetto. Der kleine Fluss speist sich aus den Gletschern des Mon Viso und bricht etwas weiter oben mir brachialer Gewalt aus dem Berg ein wirklich beeindruckendes Schauspiel.
Dann zieht der Weg nach Links zum Colle... Die kleine Hochfläche bricht steil  nach Osten ab und ermöglicht ein nettes Panorama.
Der Schmetterling hatte mich ins Herz geschlossen
Rio Alpetto
Wir queren hinüber zum Colle...  und entdecken einen markierten Linksabzweig hinauf zum Grat, der uns vom Tal unseres Tagesziels trennt. Kurz die Karte studiert und tatsächlich, es müsste klappen und uns auch noch einen Gipfelabstecher ermöglichen. Der kurze steile Anstieg zum Grat war schneller als gedacht erledigt. Ohne Rucksäcke geht es dann erst im Blockgelände querend und zum Schluss in leichter Kraxelei zur Punta Malta 2.995m. Wieder werden wir mit einem herrlichen Ausblick belohnt, diesmal mit wirklich wolkenlosen Himmel.
Nach einem Picknick geht es hinab. 
Auf dem Gipfel der Punta Malta


158km Fernsicht über Gran Paradiso bis zum Matterhorn


Wir sind froh, einen solch perfekten Tag erwischt zu haben. Im Nebel wäre der Übergang nicht zu empfehlen, die Orientierung im Schutt fällt schon jetzt schwer. Leider finden wir die in der Karte vermerkte Quelle nicht und unsere Wasservorräte hatten wir bereits bei der Rast am Grat aufgebraucht. Also ging es mit trockener Kehle weiter hinab, nach erreichen der Talsohle allerdings merklich bequemer auf gutem Pfad.

Baumgrenze erreicht
Auf 2.400m erreichen wir die Baumgrenze und dringen in den geschützten Arvenwald (eine Bergkiefernart) des Bosco di Alleve ein. Bald findet sich auch eine Quelle und wir stillen unserer Durst am kühlen Nass. Kühl ist bei Quellwasser übrigens ernst gemeint. Mit erhitztem Körper und trockener Kehle hat man beim Trinken eher das Gefühl Eiswürfel zu lutschen.
Weiter durch den Bergwald abwärts erreichen wir das idyllisch am Lago Bagnour gelegene Rifugio. Unser Zimmer fast kaum mehr als das Doppelstockbett und einen Platz für die Rucksäcke. Aber besser so beengt als gemeinsam mit 7 Wanderern und einer Kindergruppe im Camerone nebenan.
Das Essen ist o.K. Die sanitären Anlagen sind aber mit dem Ansturm etwas überfordert.

Mittwoch, 4. September 2013

9. Tag Pian della Regina - Rifugio Alpetto (1280m auf / 800m ab)

Locanda Regina
Heute steht ein landschaftliches Highlight unserer Tour auf dem Programm. Wir queren direkt am Fuß des Mon Viso, dem dominierenden Berg der südlichen Westalpenbogens. Mit 3.853m überragt er alle anderen Gipfel weit und breit um mehr als 500m und ist nur 20km von der flachen Poebene entfernt. Das daraus resultierende imposante Erscheinungsbild führte dazu, dass er in der Antike und noch lange Zeit danach als höchster Berg der Alpen galt.

Zunächst laufen wir auf der breiten Wanderpromenade entlang des Po hinauf zum Pian del Re. Am Rand der Hochfläche stürzt der junge Po über Kaskaden 50m nach unten. Um das Bild zu perfektionieren, hat man die Felskuppe darüber noch mit einer Kapelle geschmückt.
Oben wartet dann der hüttenartige Albergo auf den nächsten Massenansturm. Früh am Morgen schlendern wir aber noch fast allein hinüber zu Poquelle. Unter einem großen Felsblock quillen wabernde Wassermassen hervor. Hier entspringt also der längste Fluss Italiens. Wir füllen die Wasservorräte auf und steigen hinauf zum Lago Fiorenza. Der Morgendunst verzieht sich langsam und wir erhaschen endlich die ersten Blicke auf den Mon Viso. Hatte unser Wirt also Recht als er dem Wetterbericht widersprach und meinte oggi ce il sole... Heute gibt es Sonne. Im See spiegeln sich Wolken und Berge und ergeben schöne Fotomotive. Kein Wunder, dass sich hier am Wochenende hunderte Ausflügler tummeln.
Lago Fiorenza
Steinmannkunst
2.800m über der Poebene
Aber wir müssen weiter hinauf. Vorbei am weniger fotogenen Lago Chiaro und durch Blockgelände und Altschneereste zum Colle del Viso, der Monte Viso und Viso Mozzo voneinander trennt. Der Monte Viso lässt sich für uns leider nicht im vorübergehen erklimmen, im oberen Teil sind dort Steigeisen Pflicht. Ein Abstecher auf den Viso Mozzo sollte aber machbar sein. Also stärken wir uns windgeschützt hinter einem Felsbrocken für den Aufstieg, deponieren die Rucksäcke und schweben ohne diese Last förmlich die 400m über das Schroffengelände hinauf zum Gipfel. Und es hat sich gelohnt... Nur einzelne Wolkenfelder hängen noch über der Ebene und in den Bergen. Der Blick reicht über den gesamten Westalpenbogen von Monte Rosa über Matterhorn und Gran Paradiso bis zum Mont Blanc, 150km Fernsicht hat man wahrlich nicht alle Tage.
Panorama am Viso Mozzo 3.019m:
DoDo und der Mon Viso


Nach einer Stunde erst haben wir uns satt gesehen und steigen ab. Nach dem Wolkenmeer der letzten Tage ein echter Genuss.
 
Im Abstieg lässt sich dann noch ein Steinbock blicken, verzieht sich aber schnell wieder. Kurz vor unserem Rucksackdepot haben wir mehr Glück. Ein prächtiges Exemplar lässt sich nur wenige Meter vor mir nieder und ist sich seiner Überlegenheit bewusst, warum sollte er vor einem ungeschickten Zweibeiner mit der Hälfte seines Gewichtes auch fliehen.
Vom Pass die letzten Meter hinab zum Rifugio Quintino Sella, dem trubeligen Ausgangspunkt für Gipfelaspiranten des Mon Viso und an einer Reihe weiterer Seen entlang des Rio Alpetto hinab zum gleichnamigen Rifugio. Wir haben Glück und bekommen ein separates Zimmer, was will man mehr.

8. Tag Rifugio Barbara Lowrie - Pian Melze (810 m auf / 810 m ab)

Nachdem ich mir beim Frühstück noch ein leckeres Brioche ergaunert hatte, begann der Aufstieg zum 2.525 m hohen Colle della Gianna. Von Sonne und Wolken begleitet,  erreichten wir nach knapp 3 Stunden den Pass. Leider verwehrten uns die Wolken den versprochenen Ausblick auf Monte Rosa und Monviso. Auf dem Colle machten wir ein ausgiebiges Picknick und ich erkundete die Hügel der Umgebung,  aber die Wolken wollten nicht wirklich aufreißen. So begannen wir unseren Abstieg nach Pian Melze zur Locanda Regina. Dort wurden wir freundlich empfangen und konnten ein nettes kleines Zimmer beziehen, wo es erstmal Wäschewaschen hieß. Auch eine Leine hinterm Haus war schnell gefunden, und so konnten wir uns dann Cappuccino und Dolce widmen. Rings um die Locanda war heute zum Sonntag reger italienischer Ausflugsverkehr, aber gegen Abend war das Haus dann fast gänzlich in deutscher Hand. Das phantastische Abendessen begann mit einem Aperitivo, gefolgt von leckeren Antipasti. Danach gab es, wie der Name Baita della Polenta schon sagt, reichlich Polenta mit piemontesischen Würstchen, Steinpilzen und verschiedenen Käsesorten. Wir hatten nicht den Eindruck, daß die aufgetafelten Leckereien dazu gedacht waren, alle zu werden, und so haben wir auch nicht versucht, das Unmögliche zu schaffen. Hinterher noch Kuchen und Obst, dann sind wir zufrieden ins Bett gefallen.

7. Tag Alpe Crossenna - Rifufio Barbara Lowrie (1320m auf / 1200m ab)

Der Morgen beginnt mit viel Cafe Latte, frisch aufgebrühtem Kräutertee (Tisane) und als besonderes Extra hat Giovanni lecker Früchtebrot im Angebot. Bevor wir aufbrechen organisiert unser Almödi noch das nächste Quartier. Er kennt halt die einzige Stelle der Alm mit Handyempfang. Dann verabschieden wir uns von Giovanni und versprechen seine idyllische Alpe weiter zu empfehlen.

Der Anstieg hoch zum Comba dell' Urina hat es gleich in sich und uns wird auf einen Schlag warm. Oben angekommen werden wir mit einem wunderschönen Höhenweg hinüber zur Hochebene Conca del Pra belohnt. Am Rifugio Jervis ignorieren wir nach der Völlerei des letzten Tages das einladende Mittagsmenü und steigen auf einer Forststraße zum Colle Barant an. Der Weg führt zwar bequem nach oben, ist aber auch recht eintönig und die Wolken hängen heute schon recht tief. Oben weht ein unangenehmer Wind, also gleich wieder zur anderen Seite hinab. Wir haben Samstag und an den häufiger werdenden Tagesausflüglern merkt man, dass wir die einsamen Alpenregionen hinter uns gelassen haben und in den touristisch erschlossenen Teil der Cottischen Alpen vordringen.
Spätestens am bis unters Dach ausgebuchten Refugio Barbara wird uns endgültig bewusst... Wir werden die nächsten Tage nicht mehr allein sein. Die Wirtin war schon ganz unsicher, ob wir mit unserem Notlager unterm Dach zufrieden sind. Waren wir natürlich, schließlich hatten wir hier oben genug Platz unsere Klamotten auszubreiten.
Die Hütte ist direkt mit dem Auto anfahrbar und so ein beliebtes Wochenendziel für Familien. So weit,  so gut...  aber ihr könnt euch nicht vorstellen, welchen Lärmpegel ein Dutzend italienischer Kinder zum Abendessen erreichen kann. Bevor ich also Ärger wegen Kindesmisshandlung bekomme, ziehen wir uns in unsere Dachstube zurück.

6. Tag Ghigo di Prali - Alpe Crossena (1470m auf / 1270m ab)

Um den Pulk von 7 GTA-Wanderern vor dem Wochenende etwas zu entzerren, haben wir uns heute eine etwas längere Tour vorgenommen. Die Unterkünfte fassen zwar mindestens 10 Personen, aber es ist deutlich angenehmer zu zweit im Lager als zu siebt oder noch mehr.
Also starten wir auf die alpinere Variante der GTA und versuchen durch einen Zwischenstop auf der Alpe Crossenna drei moderate Etappen zu zwei längeren zusammen zu fassen. Unser ausgesprochen bergsteigerfreundlicher Wirt findet die Runde sehr schön, warnt aber auch vor dem aufkommenden Nebel.
Kaum losgelaufen bleiben wir im Sportgeschäft an den Liftanlagen hängen. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen hatte ich meine Windstopperweste am Auto aussortiert und da ich nicht zwischen dem Kältetod im feuchten Nebelmeer und dem Hitzetod durch bergan gehen in der Regenjacke wählen wollte, brauchte ich dringend einen Ersatz. Außerdem trägt ein gut gefüllter Rucksack ja zur körperlichen Ertüchtigung bei und die rechtfertigt wiederum das nächste opulente Abendmahl :-*
Dann ging es doch noch los und wir stiegen entlang der Almen nach oben. Die Almstraße wurde immer steiler und ich fragte mich, welches Gefährt diese Steigungen noch bewältigen kann. Unser neuer Möchtegernallradwagen wäre definitiv überfordert und auch mein Zweibeinantrieb rutscht auf dem gerölligen Weg immer mal wieder weg.
Nach knapp 4h taucht dann das Rifugio Lago Verde aus dem Nebelmeer auf. Die Hütte ist zu unserem Erstaunen trotz des eher durchschnittlichen Wetters mit 100m Fernsicht sehr gut besucht. Eine bunte Mischung aus Italienern, Deutschen und Franzosen wartet auf das Mittag und wärmt sich in der gut geheizten Hütte auf. Auch wir verspachteln eine kleine Portion Pasta und freuen uns als sich die Sonne kurz durch die Wolken kämpft.
Wir hören dann aber doch auf die hübsche Hüttenwirtin verzichten auf die geplante Gratüberschreitung. Das Alternativprogramm bietet einen Kurzausflug nach Frankreich, auch nicht schlecht. Also hinauf zum Passo Bucie auf 2746m und auf der französischen Seite um den Bric Bucie herum zum Bivacco Soardi, das schon wieder in Italien liegt. Zum Verweilen ist es im Moment echt zu ungemütlich, also steigen wir gleich weiter ab. Am Weg sehen wir Dutzende der
Lanzo Alpensalamander, die ich bislang nur von Schildern am Wegesrand kannte. Offensichtlich hat das feucht-kalte Klima ihre Motorik etwas beeinträchtigt und sie schaffen es nicht rechtzeitig sich zu verstecken. So gehandicapt sind sie der perfekte Ersatz für die üblichen Bergpanoramen und ein willkommenes Fotomotiv.
An der Alpe Crossenna 1654m erwartet uns neben allerlei Getier auch unser Wirt Giovanni, der sich optisch nicht hinter Heidis Almödi verstecken muss. Unser Plan ging auf, wir sind heute seine einzigen Gäste... Bingo :-*
Besonders den Schweinen scheint es hier oben wortwörtlich sauwohl zu gehen. Auf jeden Fall interessieren sie sich sehr für ihre neuen Gäste.
Giovannis Abendessen war sensationell... diverse Antipasti, allerfeinste Minestrone und Schnitzelchen mit sauren Linsen. Die Alm hat keine autotaugliche Zufahrt und wird per Motorrad über den Wanderweg versorgt.  Umso erstaunlicher wie es Giovanni schaft, die Versorgung seiner Gäste auf diesem Niveau sicherzustellen.


5. Tag Massello - Ghigo di Prali (880m auf / 600m ab)

Entspannung im Germanescatal dem Zentrum der Waldenser.
Heute wartet nur ein kurzer Übergang durch alte Waldenserdörfer auf uns. Also lassen wir uns Zeit und bummeln in den Tag hinein.
Zunächst auf der Verbindungsstraße nach Didiero, das schöne Wandmalereien zu bieten hat. Am Agriturismo begrüßen uns die beiden Schwaben noch von der Terrasse, wir sind also nicht die einzigen Spätaufsteher. Nach dem Ort geht es steil hinauf. Wir verlassen uns auf openandromaps und nehmen die etwas moderater ansteigende Forststraße. Am Colle... treffen wir uns wieder und schlendern gemeinsam hinab in das malerische Waldenserdorf Roderetto.

Roderetto

Am Museum stellen wir fest, dass es erst in 2h wieder öffnet. Doch eine alte Dame am Fenster des Nachbarhauses erklärt uns, dass sie uns in 10min gerne durchs Museum begleiten kann. Also schnell durch die schmalen Gassen hinab zur Osteria und einen Cappuccino geordert. Dort treffen wir die anderen 3 deutschen GTA-Wanderer beim Mittagessen. Wir begnügen uns mit dem Cappuccino und gehen zurück zum Museum. Der Rundgang ist auf jeden Fall empfehlenswert und sei es nur wegen der älteren Dame, die auch ohne perfekte Italienischkenntnisse ihrer Gäste alles verständlich erläutern kann. Inhaltlich zeigt das Museum nichts besonderes aus dem Leben der Waldenser, sondern stellt das karge Leben der Bergbauern, die sie nun mal waren dar.
Besuch im Waldensermuseum
Der Übergang nach Ghigo di Prali führt durch dunklen Mischwald und ist kein sonderliches Highlight. Ghigo ist einer der Turiner Wintersportorte und wirkt daher etwas überdimensioniert. Im Albergo dell' Alpi beziehen alle GTA-Wanderer Quartier und treffen sich beim Abendessen.
Vorher hies es wieder die verschwitzten Klamotten waschen und die Vorräte im gut sortierten Dorfladen auffüllen.

4.Tag Laux - Massello (1380m auf / 1560m ab)

Albergo Lago laux
Der Regen des Vortages hat sich verzogen und uns wird für die nächsten Tage bestes Wanderwetter prognostiziert.
Also stärken wir uns mit einem ausgiebigen Frühstück für die heutige Etappe. Auf uns warten gut 8h reine Gehzeit und knapp 1400 Höhenmeter, kein Pappenstiel mit dem Tourengepäck. Die Gemütlichkeit der ersten Tage scheint vorbei B-)



Aufstieg durch den Hexenwald
Der Aufstieg folgt zunächst der neuen Forststraße zu den Almen und dann einer alten Mulatiera immer weiter hinauf zum 2712m hohen Colle dell' Albergian. Bis hinauf zum Kamm reicht die blumenreiche Almvegetation, nördlich des Alpenhauptkammes in diesen Höhen unvorstellbar.  Genau nach Plan stehen wir nach 4h oben am Pass und trauen unseren Augen kaum... 5 weitere GTA-Wanderer aus Deutschland und 5 Franzosen sind auch noch im Anmarsch. Ein Italiener hat sich angesichts des Trubels schon etwas abseits gesetzt. So viele Menschen habe ich auf einer normalen GTA-Etappe ohne Lift und Aussichtsberg noch nie gesehen.
Rundblick vom Pass:

Rast am Colle dell' Albergian
Im Gespräch stellt sich dann heraus, dass die Deutschen die gleiche Tour wie wir geplant haben. Wir werden uns wohl noch öfters sehen. Ich ertappe mich dabei darüber nachzudenken, ob mir das nun gefällt oder nicht. Zumindest sind die von mir schon verworfenen alpineren Varianten der Tour zu DoDo's Freude wieder diskutabel.
Der Abstieg hinab nach Massello zieht sich dann doch mächtig in die Länge. Eine Schafherde mit den berüchtigten Hirtenhunden, ein Packesel samt Treiber und ein schicker Wasserfall sorgen für Fotomotive und Abwechslung. Aber wir sind dennoch froh ab Basiglia auf die kleine Bergstraße wechseln zu können, die uns in 40min zur heutigen Unterkunft bringt.
Der Eselschwanz als perfekte Aufstiegshilfe
La Foresteria di Massello also die ehemalige Försterei erkennt man nicht mehr als solche. Die Zimmer sind modern eingerichtet, wirken aber steril und durch die Lage im engen Talkessel ist es schon am Nachmittag ungemütlich dunkel. Vielleicht nehme ich das auch nur so wahr, weil mir den ganzen Tag die Sonne aufs Hirn geprasselt ist.
Nein, es gab keinen Lammbraten
Doch zum Abendessen bestätigt sich der Gesamteindruck... alles soweit in Ordnung, mehr aber auch nicht.

Dienstag, 27. August 2013

3. Tag Festung Fenestrella (500m auf / 500m ab)

Heute steht nur ein Tagesausflug mit leichtem Gepäck auf dem Programm. Im Nachbarort Fenestrella befindet sich die größte Festungsanlage Europas und das wollten wir uns nicht entgehen lassen.
Der Umstand, dass wir die einzigen Übernachtungsgäste waren, hielt den Wirt nicht davon ab, uns ein reichhaltiges Frühstücksbuffet aufzubauen. Mit Schwarzbrot darf man in diesen Breitengraden freilich nicht mehr rechnen,  aber sonst war alles vorhanden, was der deutsche Wandersmann begehrt.
Gegen neun beginnen wir den Abstieg nach Fenestrella. Das alte Waldenserdorf Laux ist wie alles hier in der Gegend nett anzuschauen. Man spürt deutlich, dass die Täler im Einzugsgebiet von Turin liegen und auch Tagestouristen hier Erholung suchen und finden. Zwar ist es nicht so einsam wie auf den Abschnitten der ersten beiden Jahre, aber so sind die idyllischen Bergdörfer wenigstens nicht dem Verfall preis gegeben.
Wir verbummeln uns mit Fotografieren und müssen so die letzten Meter durch Fenestrella im Laufschritt nehmen, um es  noch pünktlich 10:00 Uhr zur Führung zu schaffen. Natürlich geht es zur Festung noch einmal ordentlich bergauf und wir kommen zwar noch rechtzeitig, aber schwitzen wie die Schweine.

Der Festungskomplex ist wirklich gigantisch. Begonnen wurde der Bau Ende des 17. Jahrhunderts noch unter französischer Herrschaft und nachdem Piemont die Täler zugesprochen bekam, hat man die Festungen weiter ausgebaut. Immerhin war das so abschreckend, dass diese nie in kriegerische Handlungen verwickelt wurden. Alle französischen Invasionsversuche mussten den ungangbaren Weg über die Gipfelregion wählen (auf dem auch wir gestern das Tal erreicht hatten) und waren so zum Scheitern verurteilt. Die Festung zieht sich über 600 Höhenmeter den Hang hinauf und alle Wehranlagen sind über eine überdachte Treppe (3996 Stufen) miteinander verbunden. Es ist immer wieder erstaunlich, was der Mensch leisten kann, wenn es um die Vernichtung von Artgenossen oder halt der Verhinderung selbiger geht. Die 3-stündige Führung ist in italienisch und bei dem landestypischen rasanten Sprachtempo braucht mein Hirn alle 5min eine Auszeit, um dann wieder ein paar Wortfetzen zu einem Sinn zusammenfügen zu können. In solchen Situationen könnte die Volkshochschule ein gutes Geschäft machen und ich würde mich reumütig in die nächsten Kurse einschreiben. Aber das gibt sich über den Urlaub sicher wieder, spätestens danach.
Wir verweilen noch etwas in der Festung und schlendern dann hinab in den Ort. Mit 564 Einwohnern ist Fenestrella die kleinste Stadt Italiens. Auf das in Glanzzeiten der Festung erworbene Stadtrecht, zu der Zeit lebten hier mehrere tausend Menschen, ist man noch immer stolz. Viel zu sehen gibt es allerdings nicht, also nehmen wir die nächste Bar und genießen ein Panini. Dann kommt tatsächlich der schon seit Beginn der Tour angekündigte Regen und wir setzen unser nach den schlechten Erfahrungen des letzten Jahres perfektioniertes Regenequipment ein. Der Regen sieht ein, dass er uns nichts anhaben kann, lässt nach und weicht dann sogar wieder der Sonne. Zumindest bis wir das Hotel erreicht haben. Danach schüttet es wie aus Kübeln... Glück gehabt.
Das Abendessen war wieder hervorragend und neue Gäste hat unsere freundliche Herberge auch bekommen. 

Montag, 26. August 2013

2. Tag Rifugio Arlaud - Laux (850m auf / 1200m ab)

Wir starten unseren Tag um 7:30 Uhr mit einem typisch italienischen Frühstück, also altbackenem Weißbrot und Marmelade. DoDo hat schon leichte Angstzustände und fürchtet den Hungertod noch vor erreichen des Passes. Aber keine Sorge, der angetraute Sherpa buckelt ja 1,4 kg Energieriegel, 2 Pumpernickelbrote und Wurst durchs Gebirge... unser Problem war halt noch nie die Länge einer Tour, sondern das Schleppen des Proviants den wir Fresssäcke dafür brauchen.
Kurz nach 8:30 Uhr starten wir dann und verlassen den kleinen Weiler Montagne Seu in Richtung Assieta-Grat. Die alten Warnungen vor dem schwierig zu findenden Wegverlauf sind vollkommen unbegründet. Die Provinz Turin hat die lange vernachlässigten Wanderwege komplett neu markiert, so dass wir uns ganz auf das bergan stapfen konzentrieren können. Der Weg führt zunächst noch steil durch den Bergwald hinauf, bis dieser oberhalb der 2000m-Grenze der Hochalmvegetation weicht. Dabei haben wir immer wieder schöne Ausblicke in die französischen Alpen.
Am Kamm pfeifen Wind und Murmeltiere um die Wette. Wir werfen uns erstmal ein paar warme Sachen über. An der alten Militärstraße treffen wir auf die ersten Tagesausflügler - eine Seltenheit auf der sonst recht einsamen GTA. Zu unserer Freude hat kurz vor dem Testa dell' Assieta eine Hütte neu eröffnet, damit hatten wir nun wahrlich nicht gerechnet und umgehen so das fest eingeplante Picknick im kalten Wind. So gestärkt nehmen wir die letzten Meter auf den 2567m hohen Gipfel in Angriff. Der Ausblick ist trotz der zunehmenden Bewölkung eindrucksvoll, nur der Rocciamelone, das Highlight der letztjährigen Tour, will sich gar nicht zeigen und verschleiert sich mit dicken Wolken, schade.
Panoramafotos funktionieren hier leider nicht, wer will kann auf g+ schauen:


Anschließend geht es über Almen und durch ein nettes Bachtal 1100m hinab nach Usseaux. Der kleine Ort ist eine richtige Augenweide... die alten Waldenserhäuser flankieren schmale Gassen und alles ist gut erhalten. Auf der Zufahrtsstraße müssen wir das letzte Stück hinunter auf die Hauptstraße des Tals. Auf der anderen Seite wartet schon nach ein paar hundert Metern unser Quartier für die nächsten beiden Tage das Hotel Laux am gleichnamigen See.
Die Zimmer sind noch sehr traditionell eingerichtet, aber sehr gemütlich. Wenn man auf einer Weitwanderung schon mal den Hotelluxus genießen kann, dann heißt das Waschtag... also erst die durchgeschwitzten Klamotten uns dann uns grundgereinigt.
Das Abendessen lies keine Wünsche offen. Beste piemontesische Küche mit Halbpension ala carte. Wir "beschränken" uns auf vier Gänge und ich entscheide mich für das ausgelöste Kaninchen an Salat, wirklich vorzügliche Tagliatelle porcini, Polenta nociola (mit Nüssen, Milch und Honig) und Panna cotta als Dessert. Ja, so macht wandern Spaß :-) 
Lago Laux


1. Tag Salbertrand - Rifufio Arlaud (770m auf)



Vor dem Bahnhof das Auto geparkt, noch schnell die Schuhe gewechselt und den Rucksack aufgehuckelt. Nachdem das Handy uns ohne murren 1200km den Weg hierher gewiesen hat, verweigert sich nun aus irgendwelchen nicht nachvollziehbaren Gründen die GPS-Funktion des Smartphones und wir müssen uns erstmal orientieren. Aber schnell entdecken wir den ersten Wegweiser und folgen diesem.
Der Weg führt bald steil bergan durch den Parco del Gran Bosco di Salbertrand.  Ein wirklich idyllisches Waldgebiet in den verfallene Almen nette Rastmöglichkeiten bieten. Da wir heute nur 2-3h laufen müssen, nutzen wir also die Gelegenheit und genießen den tollen Blick ins Valle di Susa und hinüber nach Frankreich. Zuckersüße wilde Stachelbeeren und Himbeeren verführen uns am letzten Stück zur Hütte immer wieder zum Anhalten.
Am Rifugio sind wir die einzigen Gäste, also stört uns die Lagerunterbringung nicht im geringsten. Wir faulenzen noch etwas in der Sonne und verschwinden dann unter der Dusche.
Das Abendessen findet ganz romantisch bei Kerzenlicht statt. Ganz nett, nur gibt es hier auch sonst nirgends Strom. Aber der erfahrene GTA-Wanderer hat ja Zweitakkus dabei :-*  Zu essen gab es dann auch noch Antipasti und Würstchen mit Polenta. Ganz oK,  aber der Gaumen bei der zu Recht viel gelobten piemontesischen Küche schon besseres erlebt.