Mittwoch, 2. September 2015

11. Tag Rückreise nach Pontebernardo

Unsere Rückreise ist diesmal verhältnismäßig einfach. Letztlich haben wir durch die Quertraverse das Valle Stura bzw. dessen Seitentäler nicht verlassen. So müssen wir nicht mal hinab in die Ebene.
Der Bus nach San Borgo di Dalmazzo fährt um 10:20 Uhr. Erstaunlich dass nun sogar die verworrenen italienischen Busfahrpläne - jedes Tal wir von einer anderen Betreibergesellschaft angefahren - per Routenplanung über Google Maps verfügbar sind. Das entspannt die Sache ungemein, vor allem steigert es die Chancen an der Haltestelle der richtigen Busgesellschaft zu stehen.
Im hübschen Borgo dann 1,5h Aufenthalt. Genug Zeit für einen Rundgang durchs quirlige centro storico und Cappuccini an der Plaza. Wir sind froh, dass die Innenstädte der italienischen Kleinstädte nicht wie in Deutschlands Osten der Verödung preisgegeben sind. Die Ladenstraßen sind voller kleiner Läden mit allerlei Köstlichkeiten und Krimskrams.
12:25 Uhr geht es mit dem nächsten Bus das Sturatal hinauf. In Vinadio nochmals umsteigen in einen Minibus und die Serpentinen hinauf nach Pontebernardo. Pünktlich halb zwei sind wir da. Viel getan haben wir heute nicht, Hunger haben wir dennoch. Also ab ins schwarze Schaf (Pecora nera) dessen Küche wir noch aus dem letzten Jahr in guter Erinnerung hatten.
Damit haben wir unsere GTA-Wanderung 2015 nun endgültig beendet. Aufgrund der unsicheren Wettervorhersage entscheiden wir uns für zwei Tage Turin. Das stand ja schon seit Jahren auf dem Plan. Danach geht es nochmal für eine Woche in die Weinberge der Langhe.
Sorry, dass es in diesem Jahr mit der Liveberichterstattung nicht so richtig geklappt hat. Zum einen waren wir dieses Jahr weitgehend ohne Netzanbindung und selbst in der Orten gab es kein WiFi. Zum anderen möchte Google die Nutzer zu Google+ drängen und pflegt die
hauseigene Konkurrenz durch die Blogger-App nicht mehr. Für das nächste Jahr schaue ich mich nach Alternativen um. Schließlich möchtet ihr ja miterleben, wie wir unsere Wanderstiefel im Mittelmeer baden.
Bis dahin wünschen wir Euch viel Spaß.



Dienstag, 1. September 2015

10. Tag San Giacomo - Entracque (150m auf / 500m ab)

Ganze 2,5h haben wir heute noch zu gehen, also ist Entspannung angesagt. 8 Uhr Frühstück und dann langsam zusammen gepackt. Erstmals sind wieder dicke Wolken am Himmel und tatsächlich ergießt sich von 9-10 ein kräftiger Schauer über das Tal. Holland und Bayern waren schon unterwegs, wir haben tapfer in unserem Quartier gewartet und sind dann im Trockenen losmarschiert.
Der schmalen Fahrstraße folgend, sind wir nicht traurig darüber, hier zu Fuß unterwegs zu sein. Das Sträßchen ist schon für ein Auto recht eng, bei  Gegenverkehr wird es dann spannend. Aber heute ist kein Wochenende und so kommt uns kein ein Auto entgegen.
Wir erreichen den großen Stausee und besichtigen das Kraftwerksmuseum. Hauptsächlich geht es hier wie bei fast allem in Entracque um den Alpenwolf, der in den Seealpen wieder heimisch ist. Die Schäfer haben sich mit ihren großen weißen Hütehunden, die mit den Schafen aufwachsen und leben ganz gut auf die neuen Nachbarn eingestellt. Für den Menschen selbst soll der Wolf ungefährlich sein. Zumindest gibt es noch keine anderslautenden Berichte. Wie soll man aber auch davon berichten, dass man vom Wolf gefressen wurde. Etwas zur Energieerzeugung per Wasserkraft gibt es freilich auch noch zu sehen.
Danach hinab an den Fuß der Staumauer und durcha Tal nach Entracque. Dort wieder bergauf in den Ort... wer hatte denn heute Anstiege bestellt? Man spürt, dass auch Wandern reine Kopfsache ist. Geht man von einer entspannten Wanderung aus, empfindet man selbst kleinste Anstiege als unmenschliche Zumutung. Aber wir kämpfen uns tapfer durch den schönen Ort aufwärts zu unserem Hotel Trois Etoiles. Schon am Namen hört man die Nähe zu Frankreich. Die Straße über den Pass führt direkt in die Provinz Cote Azur - Nizza.
Wir beziehen unsere Zimmer, machen uns kurz frisch, tauschen die Wanderstiefel gegen die Badeschlappen und begeben uns auf Nahrungssuche. Im Hotel selbst gibt es keinen Mittagstisch. Wir müssen uns also beeilen, denn zwischen 14:00 und 19:00 Uhr ist es in Italien fast unmöglich etwas brauchbares zu Essen aufzutreiben. Wir folgen der Empfehlung der Rezeption und gehen hinauf zum Skigebiet, das jetzt freilich brach liegt. Aber eine nette Bar hat geöffnet und serviert Pizza bzw. Risotto.
Später machen wir noch einen Stadtbummel, besichtigen die Kirche und noch eine Wolfsausstellung im Tourismusbüro. Viel zu spät kapieren wir, dass das Gehege mit dem Beobachtungsturm ein ganzes Stück außerhalb des Städtchens liegt. So haben die echte Wölfe noch ein Jahr Ruhe vor uns.
Also pünktlich zum Abendessen zurück zum Hotel. Besonders hervorzuheben waren das Spargelrisotto und der Nachtisch, eine köstliche Nusstorte mit Zabaione. Danach genießen wir im Freisitz vor dem Haus noch unseren Genepy bzw. Ratafia, lassen die schöne Tour nochmal Revue passieren und planen schon für nächstes Jahr.



9. Tag Rifugio Genova - San Giacomo (490m auf / 1.290m ab)

Heute ist der erste Tag unseres sanften Tourenausklangs. Auf uns wartet der letzte Anstieg der diesjährigen Runde und ein langer Abstieg hinab ins Vallone della Barra. Sicher hätten wir heute auch dwn gesamten  Abstieg nach Entracque geschafft, doch wir wollen uns Zeit nehmen und noch ein paar Kleinigkeiten am Rande des Weges anschauen. Apropos anschauen... beim ersten Blick aus dem Fenster erblicken wir eine im Morgenrot strahlende Argentera, so kann es weitergehen.
Als letzte Gäste verlassen wir nach herzlicher Verabschiedung vom Wirt und einen Lobgesang auf seine Kochkunst um 9 Uhr die Hütte. Wieder den Weg zum Stausee hinunter und in Serpentinen hinauf zum Colle di Finestrelle. Kurz vor dem höchsten Punkt umgeht der Wanderweg einen Felsriegel und zwingt wertvolle Hohenmeter preis zu geben. Eine Pfadspur führt aber auch in die Felsen, also probieren wir unser Glück. Mit abwechslungsreicher Kraxelei erreichen wir ohne Höhenverlust wieder den Weg. Zum Glück haben wir das Klettern noch nicht ganz verlernt, auch wenn hier keine richtige Kletterei gefragt war.
Am Pass (2.463m) haben wir erstmals Blick auf die Gelasgruppe. Hier führen die südlichsten Gletscher der Alpen ihren aussichtslosen Kampf gegen die globale Erwärmung. Nur noch wenige Eisfelder sind sichtbar, der Großteil der Gletschermasse ist bereits von Geröll bedeckt, sogenannte Ghiacco neri (schwarzes Eis).
Nach kurzem Abstieg eine erste Rast am schönen Wiesenhang. Leider sind die Blaubeeren hier aus unerfindlichen Gründen sauer, so dass wir auf Vitazufuhr verzichten. Dann auf dem angehmen Wiesenpfad weiter talwärts bis in die Senke unter dem Rifugio Elena Soria (1.840m). Wir sparen uns den Anstieg zur Hütte, denn unsere Rucksäcke sind noch reichlich gefüllt und heute ist unsere letzte Ganztageswanderung. Also weiter hinab dem Fahrweg zu Hütte folgend. Doch hier ist es vorbei mit dem angenehmen Teil des Wandertages. Grobes, loses Geröll macht das Gehen zu einer Traktur. Mir ist unklar mit welchem Gefährt der Hüttenwirt hier hochkommt und wir nutzen jeden sich bietenden Abschneider. Einer dieser führt hinab zum Flüsschen und einem schönen Platz für unser Picknick.
An der ersten Alm hat der Spuk ein Ende und der Weg wandelt in eine normale Almstraße. Entsprechend entspannt schreiten wir nun talwärts und erreichen bereits um 15:30 Uhr unser Etappenziel,  den Posto Tappa San Giacomo. So bietet sich die Möglichkeit die vielgerühmte Küche schon mal bei Kaffee und Kuchen (Tarta di Mele) zu testen. Die Beschreibungen im Internet scheinen nicht zu viel versprochen zu haben. Mittlerweile hat sich auch eine bayerische Wandergruppe dazugesellt und der Wirt spendiert noch zwei Obstteller.
Der anschließende gemeinsame 10min Ausflug zum ehemaligen königlichen Jagdschloss war nicht sonderlich ergiebig. Das Gelände wird aktuell von einer kirchlichen Einrichtung als Ferienlager genutzt und war verschlossen. Also wieder zurück und sich mit einem Bierchen auf das Abendessen vorbereitet.
Am Abend sitzen wir wieder gemeinsam mit Bucky und Alfred zu Tisch. Es wird unser letzter gemeinsamer Abend. Also diskutieren wir die Probleme der Welt - sind nicht ganz fertig geworden - und tauschen Kontaktdaten aus. Die beiden hatten uns zwar gewarnt, mit ihnen zu wandern, da sich schon etliche Paare danach getrennt hätten. Doch wir sind da zuversichtlich. Das Abendessen selbst war wieder vorzüglich und witziger Weisen gab es heute zum ersten Mal Polenta. Sonst die Hauptspeise der GTA.
Nach dem Essen wollte der Wirt offensichtlich seine Ruhe und lockte uns mit diversen Flaschen einheimischer Alkoholika in den Aufenthaltsraum gegenüber. Außer uns beiden wollten am nächsten Tag aber alle noch weiter wandern und so beschränkte sich das Gelage auf ein Gläschen. Ich kenne Wandergruppen, die nichts vom köstlichen Nass hätten zurückgehen lassen ;)