Samstag, 8. September 2012

14. Tag Ca d'Asti - Rocciamelone - Il Trucco (700m auf / 1830m ab)

Gegen 6:00 Uhr beginnt das Rascheln im Lager. Offensichtlich halten sich alle an die mahnenden Worte der Hüttenmannschaft und starten erst nach dem Frühstück.
Während des Frühstück treffen die ersten Tagesgäste vom Parkplatz auf 2200m ein - wir haben Samstag und das Wetter passt.Aber keiner mag so Recht beginnen. Kurz nach 7:00 Uhr starten dann die ersten. Wenn ich es richtig überblicke, hat kaum einer Hochtourenausrüstung dabei. Wenn die da hochkommen, schaffen wir das auch.

Wir starten wie versprochen 7:30 Uhr. Das Tourengepäck dürfen wir im Lager lassen. 15 kg leichter kommen wir sehr zügig voran und auf dem Vorgipfel (La Crocetta, 3306m) haben wir zur Spitzengruppe aufgeschlossen. Die ersten Schneefelder dorthin waren harmlos, aber noch überfroren. Ab hier kann man den Weiter weg einsehen und er sieht gruselig aus... der Weg führt über schneebedeckte Bänder, die sich immer wieder aufsteilen. Einzelne sind bereits auf dem Weg nach oben, aber die hatten wohl Steigeisen dabei, wenn wir das Gemurmel am Vorgipfel richtig verstehen. Aber wir wissen ja, dass solche Wege immer viel schlimmer aussehen, als sie sind. Endlich brechen drei junge Männer den Bann und machen sich auf den Weg, ein Pärchen hinterher und dann wir. Unsere Hüttenübernachter zieren sich noch und nicht alle werden folgen.

Die Sonne weicht den Schnee immer mehr auf und durch die Vorausgehenden gibt es super Spuren. Etwas Vorsicht ist in den Kehren geboten, aber wirklich gefährlich ist nichts. Die Seile an den entscheidenden Stellen liegen frei und so kommen wir fast in Normzeit gegen 9:30 auf dem Gipfel an.

Traumwetter auf dem Rocciamelone 

Das Panorama ist wirklich überwältigend... im Norden die schweizer 4000er von Monte Rosa über Matterhorn und Grand Jorasses, sogar den Gran Paradiso sehen wir diesmal ohne Wolken und sind erstaunt, wie weit wir gelaufen sind. Nur der Mont Blanc versteckt sich hinter dem einzigen die Sicht beeinträchtigenden Gipfel. Im Westen wieder die Franzosen und im Süden der markante Monviso, den wir auf unserem Weiterweg im nächten Jahr näher kommen werden. Susatal und Poebene haben sich leider schon mit Wolken gefüllt und liegen über 3000m unter uns. Der Gipfel ist ja ein Mitte August Ziel einer beliebten Wallfahrt, die ihre Wurzeln bereits 1356 haben soll. Also gibt es hier oben eine  Biwakschachtel, die mit der kleinen Kapelle eine Einheit bildet. Den Gipfel schmückt kein Kreuz, sondern eine 3m hohe Bronzestatue der Madonna del Neve, der allerlei Gutes zugeschrieben wird. Zumindest hat sie bewirkt, dass hunderte Italiener jedes Jahr hier hinauf steigen und der Weg so angelegt ist, dass wir ihn bei Schnee begehen konnten... wenn das mal nichts Gutes ist ... wir sagen Danke Schneemadonna.


Und weil wir so tapfer die Schlechtwetterphase durchgehalten haben, kommt noch ein netter älterer Bergsteiger mit nordwandgegerbten Gesicht und dem Schlüssel zur Kapelle oben an, so dass wir auch noch einen Blick hinein erhaschen durften.

Auf dem Gipfel sind mittlerweile um die 20 Leute. Besser wir räumen das Feld, so viele Menschen sind wir nach zwei Wochen Einsamkeit nicht mehr gewohnt ;) Der Schnee ist mittlerweile so weich und nass, dass bei einem Sturz die Gefahr zu ertrinken größer ist als die abzurutschen. Da müssen wir jetzt durch und nasse Schuhe sind wir von dieser Tour gewohnt. Vor uns liegen jetzt 3000m Abstieg ins Susatal, die wir aber unseren Knien zuliebe auf zwei Tage verteilen.

Katze Karlchen und Lucky
An der Hütte packen wir dann die Treckingrucksäcke und plündern die letzten Vorräte. Nachtisch und Kaffee gibt es von der Wirtin, von der wir uns mit mille grazie verabschieden. Der Weg ab Ca d'Asti ist angenehm und gut ausgebaut, kein Vergleich zum abenteuerlichen Zustieg von gestern. Am Rifugio Riposa auf 2205m finden wir den Einstieg in den Weiter weg nicht, also folgen wir erstmal der Fahrstraße und schlendern in Richtung Il Trucco. Zum Schuss doch noch auf dem Wanderweg erreichen wir das Rifugio bereits kurz vor vier Uhr. Wir sind heute die einzigen Gäste.

Die Unterkunft ist einfach, aber hat wieder ein Dusche, die wir auch sofort nutzen. Den Rest des Nach mit Tages verbringen wir dann mit Lucky der Hüttenkatze auf der Terrasse. Die Kleine ist ganz begeistert von so viel Zuneigung und schnurrt in einer Tour. Was wir wohl unser schwarzer Kater zu Hause jetzt treiben? Kaum vorstellbar, dass er sich 2h am Stück graulen liese...

Bleibt noch zu erwähnen, dass die Wirtin wieder hervorragend kochen kann. Wer in der Gegend ist, dem sei ein Besuch empfohlen. Am Wochenende mittags aber besser vorbestellen, denn für den morgigen Sonntag ist sie mit 20 Reservierungen schon ausgebucht.

Und so neigt sich nun auch unser letzter Tag mit vielen schönen Eindrücken und Erinnerungen dem Ende zu.

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