Donnerstag, 6. September 2012

12. Tag Balme - Lemie - Rifugio Vulpot (1120m auf / 1510m ab)

Wieder ein sonniger Morgen. Die Schlechtwetterphase haben wir wohl endgültig überstanden.

Das Colazione (Frühstück) war zwar italienisch, also ohne Wurst uns Käse, dafür alles wieder aus der Küche des Hauses. Brötchen, Marmelade und Kuchen selbst gemacht und lecker, dazu noch Müsli. Das freundliche Angebot zwei Brötchen mit auf den Weg zu nehmen, spart uns den Weg in den Ort.

Nicolette und Huub entscheiden sich nach ihrem langen Tag gestern erst einmal für etwas Ruhe. Also verabschieden wir uns nun endgültig von den Beiden und wünschen uns noch schöne Tage.

Noch vor 9 Uhr starten wir zu Berge. Für die meisten Trecker eher spät, ist das für uns schon gut in der Zeit... schließlich haben wir Urlaub. Der Aufstieg zu den Laghi Verdi führt auf einem schönen Pfad durch ein wildromantisches Bachtal mit dutzenden Wasserfällen. Der Weg scheint bekannt zu sein, so dass wir hier ausnahmsweise auch auf Tagesausflügler treffen. Kurz oberhalb der Seen liegt das Bivacco Gandolfo (2220m) idyllisch auf einer Wiese und lädt zur Rast ein. Wir verspüren noch keinen Appetit und steigen weiter durch Blockgelände zum Passo Paschiet (2435m). Hier oben haben sich dann doch die Wolken verfangen und es weht ein kühler Wind. Also schnell weiter in die 150m tiefer liegende Almsenke und zwischen großen Blöcken vor Wind geschützt die Vorräte verspeist.

Wir beobachteten zwei andere Trecker, die sich schwerbepackt langsam zum Colle Costa Fiorista hinaufarbeiten. Das wäre auch unser Weiterweg. Weder auf den Aufstieg zum Sattel, noch auf den berüchtigten Steilabstieg nach Usseglio haben wir Lust. Zu angenehm war die heutige Tour, als dass wir uns jetzt noch einmal quälen mögen. Also entscheiden wir uns für die Weicheivariante über Lemie... zwar 300m mehr Abstieg dafür bequemes aussichtsreiches Almgelände zur Alp d'Ovarda und anschließend gemütlich die Alm Straße nach Lemie hinab. Ein paar Bächlein stellten sich uns noch in den Weg, konnten aber das gute Gefühl, den richtigen Weg gewählt zu haben, nicht trüben. Die Ortsnamen hier klingen ungewöhnlich und sind häufig zweisprachig ausgewiesen. Wir hatten schon von unseren netten Wirtsleuten in Balme erfahren, dass es sich hierbei um frankoprovenzialisch handelt. Eine Sprache, die nur noch in wenigen Alpentälern im italienisch-französischen Grenzgebiet gesprochen wird. Frankreich ist ja auf unserer gesamten Tour meist weniger als 10km entfernt und manchmal markiert bereits der nächste Gipfelgrat bereits die Grenze.

Der Abstieg nach Lemie ist so schön, dass wir sogar ein Angebot zweier Ausflügler ausschlagen, uns mit ins Tal zu nehmen. Die Entscheidung wurde natürlich 51:49 gefällt, wenn ihr wisst, was ich meine ;)

Kurz vor vier stehen wir dann im schon etwas größeren Dörfchen Lemie. Größer bedeutet hier in den verlassenen Tälern der piemontesischen Alpen 190 Einwohner. Immerhin schaffen die es, eine stattliche Kirche zu unterhalten. Lebensmittelgeschäft und Trattoria sind auch vorhanden, Wandererherz, was willst du mehr. Erstmal eingekauft und dann in der Kneipe Kaffee und Eis sowie die biglietti für den Bus geordert. Die Bude ist rammelvoll, eine französische Wandergruppe prasst hier in vollen Zügen. Wir nehmen draußen Platz und lauern auf den Bus. Schon 5min vor der geplanten Abfahrtszeit kündigt er sich mit lautem Hupen an. Die Fahrt durch enge Gassen und viele Kurven ins 300m höher gelegene Usseglio genießt der Busfahrer sichtlich und lässt keine Chance aus, talwärtsfahrende Autos mit wilder Gestik und abfälliger Kommentierung zu langen Rückwärtsfahrten zu zwingen. Bei solchen Busfahrten wünsche ich mir immer, die einheimischen Fahrgäste würden sich an die extra angebrachten Schilder halten, die Gespräche mit dem Fahrer untersagen... vergeblich. Auch in den steilsten Kurven muss also eine Hand für die Untermalung des Gesprochenen dem Lenkrad fern bleiben. Nach 20min ist Usseglio erreicht.

Nun schnell den Wirt angerufen. Der eigentliche Etappenort Usseglio besticht durch äußerst schlecht bewertete Unterkünfte und dies nutzt der geschäftstüchtige Betreiber des Rifugio Vulpot aus und lockt Gäste mit einem Shuttleservice auf seine kalte Hütte am Lago di Malciaussia (1820m). Dies verkürzt die GTA zwar um 3h, aber 3h sind ohnehin zu kurz für einen Wandertag und zu lang um sie mit der anstrengenden Etappe zum Ca d'Asti zu kombinieren.

Blick vom Rifugio Vulpot über den Lago Malciaussia

Auf der Hütte Rifugio Vulpot sind noch ein deutsches und ein belgisches Pärchen. Die vier wollten am Vortag auf den Rocciamelone unser Ziel für übermorgen und mussten wegen Schnee und Eis umkehren. Diese Info bereitet uns ein wenig Sorge... hoffen wir also, dass das Wetter noch etwas für uns arbeitet und den Schnee schmilzt. Aber wir erfahren auch Positives. Die Hütte morgen soll deutlich besser sein als ihr Ruf.

Das Abendessen ist in Ordnung, kann aber bei weitem nicht mit der Gourmetküche in Balme mithalten. Es ist kalt, also flüchten nach dem Essen noch alle in die wärmere Bar und wir lassen den schönen Tag mit einem Grappa ausklingen.

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