Freitag, 7. September 2012

13. Tag Rifugio Vulpot - Ca d'Asti (1170m auf / 150m ab)

Die Tagesdaten sprechen für sich... Schluss mit der Passlatscherei, jetzt wollen wir nach oben. Morgen um die Zeit wollen wir auf dem Rocciamelone (3528m) stehen.

Heute gibt es erstmal nur den Aufstieg zum "Basislager" dem Refugio Ca d'Asti. Wir starten bei strahlendem Sonnenschein mit einer Ehrenrunde um den See. Am Ende des Tales erhebt sich die Gipfelpyramide des Rocciamelone und spiegelt sich im See. Tatsächlich im oberen Teil ziehen sich breite weiße Streifen durch den Berg und wir sehen die Südseite, nicht die vergletscherte Nordseite.

Egal, erst mal weiter hinauf zum Colle Croce di Ferro (2558m). Der Weg ist gut ausgebaut und so kommen wir schnell voran. Das gute Wetter und das bevorstehende Wochenende sorgt für Begegnungen mit italienischen Wanderern... es gibt sie also doch. Die hübsche Hütte unterhalb des Passes hat geschlossen. Die Italiener rasten hier dennoch, aber wir wollen weiter. Es ist nun gegen Mittag und die Wolken haben sich auf unserer Gehhöhe von ca. 2450m festgesetzt. So wechseln sich alle 10min wabbernder Nebel uns strahlender Sonnenschein ab. Zum Glück wurde der Weg frisch markiert, so dass wir auch in den Nebelphasen die Orientierung nicht verlieren.

Rast am Passo di Capra. Der macht mit riesigen Ziegen- und Schafherden seinem Namen alle Ehre. Der Weg selbst ist nicht ohne und trägt die EE-Klassifizierung zu Recht. EE steht übrigens für escorsionisti esperti ... Helden wie wir ;) Auf jeden Fall sind wir froh, dass die Bäche nicht mehr so viel Wasser führen und wir den Weg im Trockenen gehen dürfen. Höhepunkt bildet dann eine kleine Kletterstelle aus einer Bachsenke heraus, die mit Tourenrucksack schon etwas Überwindung fordert. Und weil es so schön ist, darf der Herr des Hauses gleich zwei Rucksäcke nach oben befördern.

Noch ein schicker kleiner Wasserfall und beim nächsten Wechsel von Sonne und Wolken können wir zum ersten Mal hinauf zum aussichtsreich auf einem Felsvorsprung gelegenen Ca d'Asti (2854m) blicken. 1/2h später sind wir da... auch der letzte Felsaufschwung hätte in deutschsprachigen Gefilden sicher eine Seilsicherung spendiert bekommen.

Vor der Hütte die 1798 erbaute Wallfahrtskapelle mit wunderbaren Ausblicken über das wolkengefüllte Susatal zum Monviso und die schneebedeckten französischen Westalpen. Etwas unterhalb liefert ein von der Wirtin ausgelegter Leckstein, der ein ganzes Dutzend Gemsen und Steinböcke angezogen hat, schöne Fotomotive. Leider nur Steinbockdamen... die imposanten Männchen halten gehörigen Abstand.



Die Wirtin empfängt uns freundlich und weist uns die Lager zu. Wir freuen uns, zeitig dran zu sein. Denn das garantiert uns ein warmes Plätzchen in der Nähe des Schornsteins. Wieso die Hütte in den Führern so schlecht weg kommt, verstehen wir nicht. Es ist alles sauber und die bereits etwas älteren Hüttenwirte sind nett und entgegenkommend. Mangels Wasseranschluss bestehen halt nur eingeschränkte Waschmöglichkeiten ohne Dusche... aber hallo, wir sind hier in einer Schutzhütte auf 2854m und nicht im Grandhotel im Tale.

Der befürchtete Wochenendansturm zum Freitag Abend bleibt dann doch aus. Nur 8 weitere italienische Gäste sorgen für gemütliche Atmosphäre am Kamin der mit 90 Lagern recht großen Hütte. Beim Abendessen lässt sich die Signora nicht lumpen und sorgt für gefüllte Mägen. Auch, dass das Essen immer wieder für Sonnenuntergangsfotos unterbrochen wird, nimmt sie uns nicht übel.

Danach werden die Gäste bezüglich ihrer Gipfelambitionen und Ausrüstung befragt. Natürlich haben wir weder Rampione (Steigeisen) noch anderes Bergzeug dabei und DoDo ist wohl froh, dass die alte Dame ihre Halbschuhe nicht sehen konnte. Meine Frau ist sicher die einzige Tourengeherin, die auf Halbschuhe schwört. Von Sohle und Steifheit her, sind die einem "richtigen" Bergschuh ebenbürtig. Nur im kniehohen Schnee sind bauartbedingte Nachteile unübersehbar. Auf jeden Fall werden alle eindringlich gebeten, nicht vor 7:30 Uhr zu starten, da der Schnee oben dann noch vereist ist. Wir sind brav, legen die geheimen Sonnenaufgangspläne in die Kiste für unerfüllte Träume zurück, vereinbaren das Frühstück auf kurz vor 7 und legen uns schlafen.

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