Samstag, 3. September 2022

Saalfeldener Höhenweg

Nach unserer ersten Hüttennacht sind wir natürlich voller Tatendrang und ein erster Blick aus dem Fenster zeigt, der Wetterbericht hatte recht. Draußen ist zwar noch alles feucht, aber der Regen ist weg und der Himmel ist klar.

Also die Sachen aus dem warmen Trockenraum geholt und alles zusammengepackt. Ein ausgiebiges Frühstück muss natürlich noch sein. Auch hier hebt sich das Angebot der Peter-Wiechenthaler-Hütte deutlich vom üblichen Hütteneinerlei ab.

Früh sind wir trotz aller Eile und Vorfreude doch nicht die Schnellsten und verbummeln die geplante Startzeit von halb 9 um ein viertel Stündchen. Doch nun geht's los 😄
Die Hütte liegt noch tief im Schatten der Berge, doch die Sonne strahlt schon auf die Nebelwolken unten im Tal. Immer wieder ein tolles Gefühl über den Wolken zu stehen.

Hinten sieht man die Gletscherberge von Kitzsteinhorn und Großen Wießbachhorn.
Links hinter der Hütte grüßen die Leoganger Steinberge mit dem Birnhorn.

Schon kurz nach dem Start erreichen auch die Hütte die ersten Sonnenstrahlen.
Wir steigen 200 Höhenmeter auf und erreichen den Abzweig. Drei Wege führen auf das Persailhorn. Alle erfordern etwas Erfahrung und Trittsicherheit, denn es geht schon ordentlich steil hinauf. Wir entscheiden uns für den Südwandsteig, einen moderaten Klettersteig.

Ein paar Meter nach der Wegeteilung beginnen die Seilversicherungen. Wir zurren unser Gurtzeug an, denn wir kennen den Steig nicht und bei Nässe können auch sonst einfache Stellen schnell mal unangehm werden. Mit dem Tourengepäck kann etwas Sicherheit ohnehin nicht schaden. Da nix weiter los ist, verweigert DoDo aber den Helm. Die Frisur scheint wichtiger als das Hirn, aber die Diskussion kennen wir ja schon vom Fahrrad. Na zumindest durfte ich ihren Hut mit zum Berg tragen 🤠 Der Autor kennt die Schauergeschichten von Pit Schubert, dem alpinen Sicherheitspapst und schützt die hohle Birne. Zudem verfügt er über eine helmtaugliche Haartracht 😅.
Der Weg zieht stetig steil nach oben und bietet immer wieder schöne Fotomotive.

Schließlich erreichen wir nach knapp 2h den Grat und queren unschwer zum  2.347m hohen Gipfel mit hölzerner Madonna als Gipfelkreuz.
Erstmal enden nun die Seilversicherungen und wir gehen auf dem alpinen Steig gen Osten. Zwar ist alles perfekt markiert, doch es ist schon ausgesetzt und regelmäßige kurze, wenn auch nicht sonderlich schwere Kraxelpassagen sorgen dafür, dass man bei der Sache bleibt.
Im Auf und Ab über den Grat merkt man zwar das Zusatzgewicht durch das Tourengepäck, aber wir kommen doch ganz gut voran. Vielleicht taugt der Ballast der den vorderen Teil des Körpers unsportlich verformt hier als Gegengewicht.  Ein steilerer Anstieg führt uns dann schließlich zum zweiten Gipfel des Tages, dem Mitterhorn 2.491m.
Hier gibt es erstmal eine kurze Picknickpause. Wie es der Name schon vermuten lässt, ist das Mitterhorn ein Felszacken in der Mitte des Gratweges. Bedeutet, alles was wir auf der einen Seite mühsam hinauf sind, dürfen wir nun auf der anderen Seite wieder runterpurzeln. Bei einer Felsstufe unterstützt nochmal ein recht loses Stahlseil.
Am Ende war diese Stelle dann anspruchsvoller als der gut ausgebaute Klettersteig zu Beginn. So ist es manchmal mit den alpinen Pfaden. Schwierigkeiten sind halt immer subjektiv und je größer der Rucksack, destso mehr stört er beim Absteigen. Aufwärts stört das weniger, wenn man mal den konditionellen Aspekt außer Acht lässt 🙄
Es folgt noch eine ausgiebige Querung auf einem Schotterband und ein letzter Anstieg führt uns dann hinüber zum Breihorn 2.504m, dem letzten und höchsten Gipfel des Tages.
Genau hier begann vor 26 Jahren unsere alpine Karriere. Als Alm- und Wiesenwanderer die wir damals waren, wollten wir auch mal einen "richtigen" Berg besteigen. Die Wahl fiel auf das Breithorn, natürlich nicht auf unserem heutigen Weg, sondern über den Normalweg, der uns dann gleich noch zum Riemannhaus führen wird. Bei der Gipfelrast sahen wir eine Gruppe behelmter Bergsteiger vom Mitterhorn herüber queren, für uns war das damals unvorstellbar. Zu steil und ausgesetzt wirkten die Wege und dann nicht mal ein Geländer dran 😱
Das war der entscheidende Blick.

Auch wenn es damals abschreckend wirkte, hatte es eine gewisse Faszination ausgeübt und war der Anlass, sich etwas mehr mit dem Thema zu beschäftigen. Was soll das sein - ein Klettersteig? Kannten wir damals nicht und Google war auch noch nicht erfunden. Also gelesen, gefragt und telefoniert... kein Jahr später waren wir Mitglied im
Sächsischen Bergsteigerbund als Sektion des Alpenvereins und begannen mit dem Klettern in der Sächsischen Schweiz und danach ganz langsam auch in den Alpen.

Wie schon geschrieben folgt nun noch der Abstieg zum Riemannhaus auf dem Normalweg. Deutlich leichter als
der bisherige Weg und dennoch  bietet er alpines Flair, ein herrliches Panorama ins Steinerne Meer, zumindest wenn es nicht gerade bewölkt ist.

Gegen 15:30 Uhr erreichen wir das Riemannhaus und freuen uns, einen unserer Wunschwege geschafft zu haben. Mit der Freude hat es sich dann aber gleich. Die Wirtin ist angeblich nicht da und das Personal darf die Schlafplätze nicht zuteilen. Unangehm, wenn man durchgeschwitzt an der Hütte ankommt und für eine alpine Schutzhütte einfach unpassend.
Der Zustand dauer bis 18 Uhr an und alle trinken und essen schon mal was. Auch eine (unverschämte) Methode, den Umsatz anzukurbeln. Hier sollte sich die Sektion Ingolstadt als Eigentümer mal überlegen, ob eine Wirtin, die auf Gewinnoptimierung aus ist, so die beste Wahl ist. Vermutlich macht man das ja nicht nur gegenüber den Gästen, sondern auch gegenüber dem Verein.

Zumindest hat der Kuchen aber ganz ordentlich geschmeckt, da kann man nicht meckern.

Weiteres Unbill bringt der trockene Sommer mit sich. Ohne Regen keine Dusche und auch die Waschräume sind nur begrenzt zugänglich.

Naja, einen Tag geht das schon mal. Wir sind ja auch noch keine Wochen unterwegs.

Aber ich will nicht nur über die Wirtin meckern. Positiv anzumerken war auf jeden Fall, dass wir das Zimmer mit den beiden Doppelstockbetten allein bewohnen durften. Es gibt auch Hütten, in denen werden alle Zimmer vollgestopft, bevor weitere Zimmer geöffnet werden.

So schlafen wir glücklich und zufrieden ein und freuen uns schon auf morgen.








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