An den Kopfdaten zur Tour sieht man schon, heute steht kein Spaziergang auf dem Programm und es wird ernst. Auf uns wartet eine der anstrengendsten Touren der GTA. Wettertechnisch ist aber wieder alles tutto perfetto und beim Gang zum Frühstück begrüßt uns stralend blauer Himmel.
Im kleinen Frühstücksraum ist jeder Platz belegt. Neben den 14 Franzosen noch 2 Italiener und wir. Die Franzosen bringen die typischen Nachteile einer Wandergruppe mit. Ständiges rein und raus und ein unangenehm hoher Lautstärkepegel nehmen einen jede Ruhe. Wir bekommen eine Vorstellung wie es zugeht, wenn Birgits Gruppe in den Alpen einfällt ;-)
Kurz vor 9 dann Abmarsch aus dem hoch gelegenen Bergdorf (1.880m). Im leichten auf und ab queren wir den Hang und steigenhinab ins Tal des Almbaches. Dank der ausgiebigen Regenfälle der letzten Tage herrscht in den Bächen und Wasserläufen ordentlich Betrieb. Außer etwas Zeitverlust sollten uns die Querungen aber auf der ganzen Tour vor keine größeren Probleme stellen. Dann im Bergwald steil nach oben. Am Wegrand ein wahres Pilzeldorado, Pilze sammeln wäre hier wahrlich der richtige Begriff, den Suchen müsste man nicht. Nach erreichen der Baumgrenze wird es etwas flacher und wir erreichen den Colle di Stau (2.500m). Unglücklicher Weise haben wir nach den 700m Anstieg bislang weder den höchsten, noch den tiefsten Punkt des Tages erreicht. Aber wir sind wieder allein unterwegs, die anderen Wanderer haben alle den Übergang nach Frankreich gewählt. Wie schon aus den Vorjahren gewohnt, zeugen am Pass verfallene Militäranlagen und Bunker, dass die friedlichen Beziehungen von Frankreich und Italien noch keine jahrhundertelange Tradition haben. Sehen wir es positiv, ohne die militärische Erschließung der Gegend gäbe es viele der von uns begangenen Wege und Steige nicht.
Nach kurzer Trinkpause geht es hinab ins Valle di Pontebernardo und unserem Zwischenziel im Talschluss. Dort bot die Häusergruppe des Pratti del Valone (1.758m) lt. Führer einst auch Wandern Unterkunft und eine gute Gelegenheit die anstrengende Tour in zwei Etappen zu teilen. Sowohl im Internet als auch beim Wirt in Ferrere erhielten wir die Auskunft, dass es dort nur noch zeitweise Bewirtung gäbe und Nächtigen gar nicht mehr möglich ist. Umso erstaunter sind wir festzustellen, dass es nicht nur ein vorzügliches Mittagessen gab, sondern auch Quartier angeboten wurde. Egal, wir hatten jetzt anders geplant. Also geht es wieder aus dem Tal hinauf zum Passo Scolletas (2.223m) mit schöner Aussicht auf die zurückgelegte und noch vor uns liegende Strecke. Zur Abwechslung mal wieder hinab auf 2.000m ins Vallone del Piz und von dort hinauf zur hübschen Selbstversorgerhütte Rifugio Zanotti. Hier hätte die Tour nach knapp 7h reiner Gehzeit gerne enden können, doch die müden Knochen müssen uns und die Rucksäcke noch hinauf zum Passo Rostagno (2.536m) tragen. Endlich sehen wir 500m unter uns den See und unser Tagesziel.
Erst kurz vor 7 kommen wir dann unten an. Der letzte kleine Anstieg zur auf einem Hügel über dem Lago Ischiator gelegenen Hütte macht deutlich, dass es heute wirklich genug war. Selbst auf kleine Scherze reagiert DoDo schon allergisch. Hüttenwirt Francesco begrüßt uns freundlich und mahnt zur Eile. Gleich gibt es Abendessen. Schnell die durchschwitzten Klamotten abgelegt und dann zu Tisch. Die Grobreinigung musste noch warten.
Das Rifugio selbst ist wunderschön über dem Bergsee gelegen. Im innern versprüht es aber den rauen Kasernencharme italienischer Alpenvereinshütten und geheizt wird auch nicht. In dem Talkessel ist die Sonne schon seit dem späten Nachmittag weg, so dass es quf 2.059m recht frisch wird. Ein vorzügliches Abendessen stimmt uns aber milde. Wir sind froh, diese anstrengende Etappe nicht am gestrigen Regentag angegangen zu haben und fallen zufrieden in die quietschenden Doppelstockbetten.