Sonntag, 7. September 2014

Tag 7 Bassura - Celle di Macra (920m auf / 590m an)

Der Morgen beginnt gut, die Regenwolken haben sich verzogen und die Sonne lacht ins Tal. Heute haben wir noch eine kürzere Etappe vor uns. Aufgrund des unbeständigen Wetters hatten wir ja zwei Tagestouren auf 3 Tage verteilt. Natürlich wollten wir auch mehr Zeit für die alten Bergdörfer gewinnen.

Also gehen wir zum Frühstück und das schließt in Sachen Qualität nahtlos an das Abendessen an. Käse, Wurst, Süßkram und selbst ein Ei hätten wir bekommen. Schon ein Jammer, dass wir die einzigen Übernachtungsgäste in dieser schönen Pension waren. Wer also mal ein Quartier im Mairatal sucht, dem sei die Locanda La Napoelonica in Bassura di Stroppo wärmstens empfohlen. Wir haben keine Eile und kommen erst halb zehn los. Hinab zum Fluss wird klar, dass sich das Leben oben an der Straße abspielt, der Rest ist dem Verfall preisgegeben. An der Brücke über die Maira haben wir endgültig den tiefsten Punkt der Tour erreicht. Die Maira, deren Quellen wir am 3. Tag bewundern konnten, ist hier bereits zu einem ordentlichen Alpenfluss angeschwollen. Vom tiefsten Punkt kann es nur nach oben gehen und dass tut es auch gleich ordentlich. Wir sind froh, dass uns der Wald Schatten spendet und wir am Nordhang aufsteifen können. Mitten auf dem Weg entdecken wir eine große Kröte, die sich farblich kaum vom Laub abhebt. Sie will partout nicht zur Seite hopsen. Am Ende hatte sie sich in Suizidabsicht auf dem Weg versteckt und darauf gehofft, dass ein Wanderer sie zertritt. Daraus wurde nun doch nichts und nach einer Fotodokumentation des todessüchtigen Amphibs konnten wir es mit ein paar gezielten Stockstupsern dann doch zu ein paar Sprüngen in den Wald überreden.

Wir erreichen Coletto, den ersten der vielen Weiler der Gemeinde Macra. Eine Madonnenfigur auf einem Hügel verspricht schöne Aussicht und ist der perfekte Rastplatz. Die Weiler bestehen meist nur aus 10-20 Häusern und scheinen sich autark zu versorgen. Überall gartenartige Felder mit allerlei Gemüse. 10min später schon der nächste Weiler, viele Häuser sind bereits aufgegeben und verfallen. Dieses trostlose Bild findet dann in Garini seinen Höhepunkt. Das Örtchen wurde komplett aufgegeben. Einige Haustüren stehen offen, alles was nicht verwertbar war wurde zurückgelassen. Das Straßenlicht an einem dunklen Durchgang funktioniert noch. Wir wissen nicht, wann der letzte Bewohner den Ort verlassen hat, doch es scheint noch nicht allzulange her zu sein. Wir verlassen diesen eigentümlichen Ort und steigen durch eine steile Schlucht hinab, die wie ein Parabolspiegel das Sonnenlicht einfängt. Alles ist bereits verdorrt und herbstlich gefärbt.

In Combe einem alten Mühlendorf ist der Abstieg dann beendet. Es folgt eine lange Querung und der lange Aufstieg nach Celle di Macra. Ok, so lange war er gar nicht, aber in der prallen Nachmittagssonne zählt jeder Meter aufwärts doppelt. Kurz nach 16 Uhr erreichen wir dann unsere Locanda direkt neben der Kirche. Die Wirtsleute begrüßen uns freundlich und er quält sich aus seinem Liegestuhl und zeigt uns das Zimmer. Alles hell und freundlich und praktisch eingerichtet, also auf zum Waschgang. Danach wollen wir noch die Capella di San Sebastiano besichtigen, was aber scheitert, da alle Schlüsselgewaltigen ausgeflogen waren.

Abends waren wir wieder die einzigen  Gäste. Beim Essen kommen wir mit dem Wirt ins Gespräch und er klagt uns sein leid. Er hat das Lokal seit 2 Jahren von der Gemeinde gepachtet. Sein Vorgänger hatte einen derart schlechten Ruf, dass kaum italienische Gäste kommen. Er lebt also von Wandertouristen wie uns. Nur war dieses Jahr ein extrem schlechter Sommer (das stimmt, wir haben das Wetter auch schon immer mit Sorge verfolgt) und die Wanderer blieben aus. Nur halb so viele wie letztes Jahr. Auch nicht der perfekte Job also, der Rach könnte auch nicht helfen, denn der Laden ist gut und die Küche ebenso.

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