Donnerstag, 4. September 2014

Tag 4 Rifugio Campo Base - Chiesa (1300m auf / 1460m ab)

Heute steht mit einer angegebenen reinen Gehzeit von 7:30h die längste Tagestour unserer Runde auf dem Programm. Die Nacht im Mehrbettzimmer war erstaunlich ruhig und das Frühstücksbuffet war für eine Hütte nicht schlecht. Wir verabschieden uns also  doch noch mit recht guten Erinnerungen vom Rifugio Campo Base.

Zunächst geht es direkt unter den beeindruckenden Felswänden der Rocca Provencale und Castello entlang und dann bequem auf einer Alpstraße das Valle del Maurin hinauf. Das Tal liegt noch im Schatten und die Morgenluft ist schrecklich kalt. Das erste Mal ziehen wir unsere Jacken an und das nicht mal 100km vom Mittelmeer entfernt. Wieder in der Sonne führt ein kurzer Abstecher vom Weg zum Gipfelkreuz des Almhügels Grange Collet, der einen schönen Rückblick in unser Tal erlaubt. An der Quelle die Wasserflaschen gefüllt und weiter ging es hinauf. An einer Kreuzung weist uns ein Schild nach rechts, laut Karte müssten wir uns links halten. Quo vadis... Wir vertrauen dem Schild und werden mit einem neu angelegten Weg durch ein wunderschönes Bachtal belohnt. Es ist immer wieder interessant zu beobachten, wie die vielen kleinen Rinnsale aus den Berghängen nach und nach ein imposantes Bächlein bilden und diese wiederum im Tal als Fluss zusammen kommen. Weit oben verlassen wir dann die schönen Wiesen, diese weichen den Schutthalden der Gipfel und das Pfeiffen der Murmeltiere wird vom Pfeiffen des Windes abgelöst.

Die letzten 200 Höhenmeter zum Colle di  Bellino sind steil und werden in endlosen Serpentinen bezwungen. Ich will die Plackerei schnell hinter mich bringen und gebe Gas. Also stehe ich mit einigem Vorsprung auf dem Pass (2.804m). Der Wind bläst und als Vorboten des angekündigten Wetterumschwungs ziehen dunkle Wolken auf. Anstatt beim Warten zu erfrieren, lege ich also den Rucksack ab, rufe meinen Plan wild gestikulierend in Richtung DoDo und mache mich auf den Weg zum Gipfel des Monte Bellino (2.937m). Wirklich gelohnt hat sich der Abstecher leider nicht mehr, auf französischer Seite ist schon alles in tiefen Wolken versunken. Aber man war da und ohne den Tourenballast auf dem Rücken schwebt man ja förmlich nach oben.

Wieder zurück finde ich einen Zettel am Rucksack... "war kalt, bin weiter, warte in der Sonne" Also schnell hinterher und auf 2.500m sind wir wieder vereint. Nochmal 100m tiefer konnten wir den Gipfelwolken tatsächlich entfliehen und picknicken gemütlich in der Sonne.

Das beliebte Mairatal liegt hinter uns, so sind wir die nächsten Stunden wieder allein. Erst am Rocca Sengha mit seinen Klettersteigen treffen wir wieder auf Artgenossen. Leider haben wir für derartige alpine Herausforderungen weder Zeit noch das Material dabei. Man kann halt nicht alles haben und jetzt ist eben erstmal Trekking angesagt.

Am kleinen Weiler Sant Anna erreichen wir die Straße. Zu unserem Elend müssen wir dieser noch gut 4km folgen ehe wir unser Quartier in der Trattoria Pelvo im Dörfchen Chiesa erreichen. Aufmerksame Leser werden sich erinnern, der Ort war Endpunkt unserer letztjährigen Tour (Ortsbeschreibung dort nachlesen). Wir haben also für dieses Jahr Halbzeit, sozusagen ist ab jetzt alles nur noch Rückweg nach Sambuco.

Übrigens waren wir wie jeden Tag 17 Uhr am Ziel, was verdeutlicht, dass Gehzeiten vollkommen überbewertet werden. Die dienen allenfalls als Indiz, ob man bummeln darf oder sich etwas sputen muss. So blieb uns noch Zeit für Cappuccino und lecker Nougathörnchen.

Wie im letzten Jahr ist es uns nicht gelungen, eines der Zimmer mit Bad zu bekommen. Die alte Wirtin beherrscht nur ihr frankoprovenzialisch und wir waren froh als wir es mit der Tochter wieder auf italienisch versuchen konnten. Das Ergebnis bleibt, Espeditionisti mit Rucksack bekommen Etagendusche und basta. Ist aber nicht wirklich tragisch, da wir alleinige Nutzer sind.

Das Abendessen war wieder schmackhaft ohne umwerfend zu sein. Aber dass muss es ja auch nicht, zumindest nicht jeden Tag.

Mangels Internet könnt ihr den Bericht leider erst später lesen.

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