So heute ist Schluss mit lustig und die letzten 14km hinab nach Ventimiglia stehen an. Frühstück gibt es nur für uns 4 Dresdner, zwar hat die Wirtin auch für die Zelter mit gedeckt, doch scheint ihnen heute nicht nach unserer Gesellschaft. Auch gut, waren eh etwas anstrengend. Frühstück gibt es - wie schon das Abendessen - im Garten vor dem Rifugio. Hütte (Rifugio) ist eh eine unpassende Bezeichnung für das typisch mediterrane Landhaus inmitten der Weinberge. Die Wirtin hat sich halt auf die verschwitzte Wanderkundschaft spezialisiert und fischt so die ankommenden aus den Bergen ab und bietet 3 Zimmer zur Übernachtung an. Von Juli bis September mangels Alternative sicher kein schlechtes Geschäft.
Aber so schön es auch war, wir müssen weiter. Ein letztes Mal teile ich euch mit, dass es wieder keiner geschafft hat, nach uns zu starten. Unverständlich, dass es alle so eilig haben, die Wanderung hinter sich zu bringen. Beim Wandern halten wir es halt so, wie mit der Arbeit, es macht Spaß, also verbringen wir die beste Zeit des Tages damit *lol*
Also starten wir und zwar nicht wieder den steilen Hang hinauf, sondern gleich dem Sträßchen durch die Weinberge folgend. Trauben, Brombeeren in bester Rumtopfquslität und sogar Feigen wachsen hier am Wegrand und versüßen uns den Weg. Doch leider müssen wir bald die Straße verlassen und folgen dem Weg. Unter einem schattigen Baum treffen wir Roselind und Jürgen wieder, danach geht es heftig bergauf. Offensichtlich hat ein Erdrutsch im weichen Sedimentgestein den querlaufenden Weg unpassierbar gemacht. Kein Lüftchen weht und 100m Aufstieg reichen aus, um an unseren Rücken kleine Rinnsale entstehen zu lassen. Ein widerliches Klima, dass eigentlich nur den Aufenthalt am Pool erlaubt. Solcher Luxus ist aber den Bewohnern der schicken Villen auf den Kuppen der Hügel vorbehalten, an denen wir jetzt immer wieder vorbei ziehen. Schon eine schicke Gegend, wenn man nicht bei gut 30 Grad und demsigen Klima zu Fuß durch die Gegend stapft.
Ein letzten Hügel durchquert die Küstenautobahn 200m unter uns im Tunnel und dann stehen wir direkt über Ventimiglia und dem Mittelmeer. Am westlichen Ende der Küste sind bereits die Hochhäuser von Monte Carlo zu erkennen, noch immer befinden wir uns in Nähe der französischen Grenze. Das kleine Sträßlein, dem wir zuletzt gefolgt waren, endet in einem Villenviertel und mündet schließlich in einen Pfad, der uns in Serpentinen nach unten führt. Leider auch direkt vorm Meer noch kein Lüftchen und so verlangt uns der Abstieg durch den steilen mit Macchia bewachsenen Trockenhang nochmal alles ab. 15min später erreichen wir die ersten Häuser von Ventimiglia. Eine Überführung bringt uns über die Bahn und plötzlich stehen wir im Trubel einer italienischen Küstenstadt. Autos, Fußgänger und zwei verschwitzte Wanderer, die nur so schnell wie möglich unter die Dusche möchten. Also laufen wir ohne Stopp direkt zum Kiesstrand. Die obligatorischen Fotos werden gemacht und dann biegen wir ab in Richtung unseres gestern auserwählten Hotels Seagull am Rande der Strandpromenade und vor der Altstadt. Kurz nach 13 Uhr checken wir ein.
Der erste Weg führt uns direkt unter die Dusche. Die letzte Wegstrecke hat nun wahrlich keinen hohen Spaßfaktor mehr bereit, doch schieben wir das mal auf das schwülwarme Klima und hoffen, dass es mit einem kühlenden Lüftchen deutlich angenehmer wird. Also lasst euch nicht abschrecken :)
Wieder zivilisiert, kommt sofort der kleine Hunger. Bei dem Klima hatten wir nicht noch Lust auf Picknick. Direkt gegenüber nehmen wir gleich das erste Lokal und bekommen auch kurz vor 2 noch einen Platz zugeteilt, keine Selbstverständlichkeit in Italien mit seinen starren Essensrhythmen und um 14 Uhr ist eigentlich schon wieder Schluß mit Mittag. Aber nun sitzen wie im "Pasta e Basta" und stellen fest, dass wir per Zufall gleich in der TripAdvisor Nr. 1 gelandet sind, keine schlechte Wahl also. Wie der Name vermuten lässt, dominiert Pasta die Speisekarte oder besser gesagt, es gibt nichts anderes. Wer denkt, die Auswahl würde dadurch leichter, hat sich angesichts von über 30 Soßen und 10 Pastasorten getäuscht. Für mich gibt es Pasta integrale alla boscaiola also Vollkornnudeln mit Steinpilzen und Speck, eine sehr gute Wahl. Die Portionen sind riesig, steht auch schon draußen dran, hatten wir aber beim reingehen nicht gelesen. So ist leider kein Platz mehr für ein Dessert, ein Café muss reichen. So genudelt, verziehen wir uns erstmal wieder ins Hotel.
16:30 Uhr dann Zeit für den Rundgang durch die schöne Altstadt. 3 Kirchlein werden besichtigt und ich verkoste die lokale Eisproduktion. 18 Uhr treffen wir Roselind und Jürgen in der Stadt und sagen gleich das eigentlich angedachte Abendessen ab. Also verabschieden wir uns gleich. Für die beiden geht es morgen nach Nizza und von dort mit dem Flieger zurück. Vielleicht trifft man sich ja in Dresden nochmal.
Im Alimentari schnappen wir uns noch zwei Bier und verbringen, den Abend auf unserem Balkon und blicken zurück auf eine schöne Zeit und viele tolle Erlebnisse.
Klimawandel in Rügen - Kreidefelsen |
Ventimiglia von oben |
Der letzte Kilometer |
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aufgegessen und genudelt ;) |
Am Ziel |