Mittwoch, 4. September 2013

9. Tag Pian della Regina - Rifugio Alpetto (1280m auf / 800m ab)

Locanda Regina
Heute steht ein landschaftliches Highlight unserer Tour auf dem Programm. Wir queren direkt am Fuß des Mon Viso, dem dominierenden Berg der südlichen Westalpenbogens. Mit 3.853m überragt er alle anderen Gipfel weit und breit um mehr als 500m und ist nur 20km von der flachen Poebene entfernt. Das daraus resultierende imposante Erscheinungsbild führte dazu, dass er in der Antike und noch lange Zeit danach als höchster Berg der Alpen galt.

Zunächst laufen wir auf der breiten Wanderpromenade entlang des Po hinauf zum Pian del Re. Am Rand der Hochfläche stürzt der junge Po über Kaskaden 50m nach unten. Um das Bild zu perfektionieren, hat man die Felskuppe darüber noch mit einer Kapelle geschmückt.
Oben wartet dann der hüttenartige Albergo auf den nächsten Massenansturm. Früh am Morgen schlendern wir aber noch fast allein hinüber zu Poquelle. Unter einem großen Felsblock quillen wabernde Wassermassen hervor. Hier entspringt also der längste Fluss Italiens. Wir füllen die Wasservorräte auf und steigen hinauf zum Lago Fiorenza. Der Morgendunst verzieht sich langsam und wir erhaschen endlich die ersten Blicke auf den Mon Viso. Hatte unser Wirt also Recht als er dem Wetterbericht widersprach und meinte oggi ce il sole... Heute gibt es Sonne. Im See spiegeln sich Wolken und Berge und ergeben schöne Fotomotive. Kein Wunder, dass sich hier am Wochenende hunderte Ausflügler tummeln.
Lago Fiorenza
Steinmannkunst
2.800m über der Poebene
Aber wir müssen weiter hinauf. Vorbei am weniger fotogenen Lago Chiaro und durch Blockgelände und Altschneereste zum Colle del Viso, der Monte Viso und Viso Mozzo voneinander trennt. Der Monte Viso lässt sich für uns leider nicht im vorübergehen erklimmen, im oberen Teil sind dort Steigeisen Pflicht. Ein Abstecher auf den Viso Mozzo sollte aber machbar sein. Also stärken wir uns windgeschützt hinter einem Felsbrocken für den Aufstieg, deponieren die Rucksäcke und schweben ohne diese Last förmlich die 400m über das Schroffengelände hinauf zum Gipfel. Und es hat sich gelohnt... Nur einzelne Wolkenfelder hängen noch über der Ebene und in den Bergen. Der Blick reicht über den gesamten Westalpenbogen von Monte Rosa über Matterhorn und Gran Paradiso bis zum Mont Blanc, 150km Fernsicht hat man wahrlich nicht alle Tage.
Panorama am Viso Mozzo 3.019m:
DoDo und der Mon Viso


Nach einer Stunde erst haben wir uns satt gesehen und steigen ab. Nach dem Wolkenmeer der letzten Tage ein echter Genuss.
 
Im Abstieg lässt sich dann noch ein Steinbock blicken, verzieht sich aber schnell wieder. Kurz vor unserem Rucksackdepot haben wir mehr Glück. Ein prächtiges Exemplar lässt sich nur wenige Meter vor mir nieder und ist sich seiner Überlegenheit bewusst, warum sollte er vor einem ungeschickten Zweibeiner mit der Hälfte seines Gewichtes auch fliehen.
Vom Pass die letzten Meter hinab zum Rifugio Quintino Sella, dem trubeligen Ausgangspunkt für Gipfelaspiranten des Mon Viso und an einer Reihe weiterer Seen entlang des Rio Alpetto hinab zum gleichnamigen Rifugio. Wir haben Glück und bekommen ein separates Zimmer, was will man mehr.

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