Freitag, 31. August 2012

6. Tag San Lorenzo - Noasca

Nach einem netten Frühstück im Hause unserer freundlichen Gastgeber starteten wir unsere Tour gegen 9 Uhr bei herrlichem Sonnenschein. Zunächst noch gemütlich die Strasse bergab ging es dann 2 Stunden ordentlich bergauf bis wir einen schönen Höhenweg erreichten, auf diesem weiter bis zur Mittagsrast am schön gelegenen Santuario St. Anna.


Kurz danach erreichten wir den Pass. Ab dort ging es erst steil dann immer gemütlicher ins Tal, dann noch eine Stunde über einen schönen Waldweg nach Noasca. Dort im Albergo angekommen, gab es erstmal weißes Magnum und lecker Cappuccino. Danach haben wir noch einen kleinen Spaziergang durchs Dorf und zur wunderschönen Cascata gemacht.





Das Abendessen war buonissimo, als Antipasti wurden Prosciutto mit Parmesan und gebackener Käse serviert. Primi war ein sehr schmackhaftes Pilzrisotto und zum Hauptgang  wurde Wildschweinbraten serviert. Meine Katze hat dann aufgegeben und sich dem Grappa zugewendet. Bei mir war noch Platz für eine Apfeltarte. Alles super also, wenn man außer acht lässt, dass ich heute den Reisebericht verfassen musste. Also bis bald euer DoD:o)

Donnerstag, 30. August 2012

5. Tag Talosio - San Lorenzo

Laut Wegbeschreibung erwartet uns heute ein Highlight unserer Tour. Über zwei Pässe meist jenseits der 2000m-Grenze mitten durch den Gran Paradiso-Nationalpark,  dessen östlichen Rand wir bereits in Piamprato erreicht hatten. Das dumme ist nur der seit gestern immer wieder einsetzende heftige Regen. Also nicht gerade ideale Voraussetzungen für eine solche Tour. Beim Frühstück wurden dann mit Holland die Alternativen bequatscht. Nicolette will die Tour unbedingt machen, aber nicht im Regen. Dies hieße noch einen Tag ohne Klobrille und Strom im Regen am A... der Welt verbringen. Das war uns dann doch zu romantisch. Auf der Wanderkarte entdeckten wir eine Route nach Locana ... immer unter 1600m und fast bis zum Pass ein Fahrstraße bzw. Almweg. Das sollte doch auch bei Regen machbar sein. Schnell noch ein B&B in San Lorenzo für den Abend reserviert, Rucksäcke auf, die schmucken Überzieher angelegt und kurz nach 9:00 Uhr auf zum Pass. Bis dorthin lief es auch wie geplant. Der entsetzte Blick der Kühe an der letzten Alpe hätte uns aber warnen sollen...
Kurz nach dem Pass verlor sich der Weg im meterhohen Farngestrüpp. Dummerweise fand ich dann doch immer wieder eine Markierung. Der Farn war überwunden und wir hatten trotz Regenbekleidung nasse Füße. Hätten wir mal besser auf die nette Verkäuferin im Globetrotter gehört, die uns zu unseren Ponchos gleich noch die passenden Beinlinge empfohlen hatte, falls wir mal durchs nasse Gras müssen. Solche Eskapaden hatten wir aber eigentlich nicht eingeplant... Also immer weiter bergab. Unsere Gefühle befanden sich analog zur Wegbeschaffenheit im auf und ab. Alle halbe Stunde verlor sich der Weg und aus schwärmen in alle Richtungen war angesagt, um die nächste Markierung zu finden. Nach 3h erreichten wir dann eine schon länger nicht mehr genutzte Alm, laut Karte sollte hier ein weiterer Wanderweg abzweigen. Diesen suchten wir vergeblich. Dafür lies sich unser Weg nun angenehm gehen und war gut zu finden. Selbst der Regen hatte sich gelegt.  Die Markierungen leiteten uns zu einer Felskanzel mit wunderbarem Ausblick 400m über Locano. So schön es hier auch war ... ein Weiterweg war nicht zu finden. Nach 40min erfolgloser Suche erstmal Picknick... mittlerweile war es nach 15:00 Uhr. Noch einmal alle Winkel und Ecken untersucht, ob irgendwo ein Abstieg möglich wäre... leider erfolglos. Also blieb nur der Rückweg. Selbst hier hätten wir uns noch super verlaufen können... ein hoch auf die moderne Technik und meine GPS-Uhr. So kamen wir recht flott voran und waren um 18:00 Uhr erschöpft an der Trattoria in Talosio.
Im Vorbeigehen schnell die Wirtin gegrüßt und weiter zu Tale. Diesen Entschluss hatte Dodo bereits auf dem Weg vom Pass herab verkündet. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass es heute nicht der richtige Zeitpunkt wäre, dies noch einmal zu diskutieren und hab mein etwas mulmiges Gefühl angesichts der fortgeschrittenen Zeit unterdrückt. Per Anhalter hatten wir schließlich noch nie Pech in den italienischen Bergen. Allerdings fuhren um die Zeit in der verlassenen Gegend nicht mehr allzu viele Autos ins Tal. Nach 2km hatte ein erster Einheimischer erbarmen und nahm uns mit in den Hauptort des Tales und kurz darauf kamen wir mit einem italienischen Wanderfreund bis ins Tal. Noch gar nicht wieder richtig mit mitleidiger Mine am Straßenrand positioniert, hielt ein deutsches Auto mit einem jungen Pärchen aus Köln und sammelte uns ein. Das Gespräch ergab, dass die beiden ihre GTA-Tour am morgen in San Lorenzo beendet hatten und zum Auto zurückgetrampt waren und sich nun mit Freunden in Ceresole treffen. Bei so viel Leidensgemeinschaft nahmen die beiden gleich noch die 4km Umweg über San Lorenzo in Kauf - vielen Dank nochmal euch beiden.
Es war also vollbracht. Kurz nach acht standen wir tatsächlich in San Lorenzo. Wer meint, wir hätten für heute genug erlebt, den muss ich enttäuschen.... es bleibt spannend. Am Hauptplatz des kleinen Dörfchens gerade noch am orientieren und die Telefonnummer des B&B herauskramend, öffnet sich an der für geschlossen gehaltenen Trattoria die Tür und eine Deutsche in Wandermontour fragte uns, ob wir auch nach einer Bleibe suchen würden. Also erstmal mit hinein und die Wirtin nach dem B&B befragt... mürrisch erklärte sie uns, dass die Saison vorbei sei (wir haben den 31.08. ! ) und es nichts geöffnetes mehr gäbe. Egal wir waren ja pfiffig und hatten am morgen angerufen. Also das Handy gezückt das B&B angeklingelt... wir staunten nicht schlecht, als es in der Trattoria klingelte. Wird wohl Zufall gewesen sein... zweiter Versuch wieder läutet es hinter der Wirtin. Nun wurden die Diskussionen um ein Zimmer etwas heftiger ... auch ein hinzugerufener Einheimischer bestätigte uns, dass hier üblicher Weise Zimmer vermietet werden, konnte aber die mißlaunige Alte ebenfalls nicht dazu bewegen uns das reservierte Zimmer zu überlassen. Zum Abschied von ihm noch der Tipp, es doch einmal im geschlossenen Albergo Degli Amici zu versuchen. Also trabten wir nun zu viert in Richtung Ortsausgang, den wir doch erst vor 20min so erwartungsvoll passiert hatten. Viel Hoffnung hatten wir eigentlich nicht, da wir schon in Talosio in Erfahrung gebracht hatten, dass die ehemals gelobte Herberge seit diesem Jahr geschlossen ist. 

Albergo degli Amici im Sonnenschein am nächten  Tag


Am Albergo dann auch das Schild "chiuso" - geschlossen. Darunter allerdings eine Telefonnummer und tatsächlich der ehemalige Wirt war bereit uns nochmal 2 Zimmer in einem Nebenbau zu überlassen. Wortreich erläuterte er uns, dass er eigentlich im Ruhestand sei und der neue Pächter die Miete nicht zahlen konnte oder wollte und daher nun geschlossen ist und er das andere Wirtshaus eh nicht versteht. Auf jeden Fall schickt er zu so später Stunde niemand mehr weg, was uns in dem Moment auch irgendwie das wichtigste war. Jürgen überzeugte ihn dann noch davon, uns eine Flasche Wein aus seinem Privatvorrat zu überlassen und der späte Abend war doch noch gerettet.
So hatten wir zu später Stunde noch die Chance Jürgen und Manuela aus München kennenzulernen. Sie wandern die GTA in der Gegenrichtung und so konnten wir noch Informationen zu den nächsten Etappen austauschen und natürlich unserem erlebnisreichen Tag berichten.

ps.
Falls es jemanden in dieser Galaxie gibt, der weiß, wie man von der Aussichtskanzel über Locano ins Tal kommt oder einen Track zu dieser Tour findet... bitte informiert mich :)

Mittwoch, 29. August 2012

4. Tag Ronco - Talosio (1250m auf / 1010m ab)

Der Weg von Piamprato nach Ronco (948m) ist nur per Straßenwanderung zu bewältigen, also folgen wir den Empfehlungen und Nutzen den Bus. 



In Ronco werden noch die Vorräte an Obst und Wurst aufgefüllt. DoDo brachte dann noch voller Stolz ihre 3 Vollkornbrötchen aus dem Alimentari ... im tiefsten Weißbrotitalien eine Delikatesse.
Dann ging es zunächst noch gemütlich die Straße hinab in Richtung Torre Soana,



doch nach der Brücke war das Dolce Vita wieder vorüber und es ging aus dem schönen Soanatal über kleine Bergdörfer hinauf in die Almenregion und zum Colle Crest (2040m).

Rast mit unseren holländischen Wegbegleitern Nicolette und Huub
Noch bei der Rast auf der Alpe Cavanis gab es erste Regentropfen. Auf dem Abstieg mussten wir dann zum ersten Mal unsere Kraxenponchos testen. Optisch wirken diese monströsen Plastiksäcke eher wie eine farbige Variante eines Ku-Klux-Klan-Gewandes und meiner sieht in seinem leuchtenden rot besonders sexy aus, aber die Dinger erfüllen ihren Zweck und halten Gepäck und Träger trocken. Besonders angenehm ist es im feucht-warmen Klima natürlich unter keiner Plastikhülle, also waren wir froh, unseren Test nach 30min wieder beenden zu können und im Trockenen zu Tale zu wandern.
In Talosio erstmal die Trattoria gestürmt und Cappuccino geordert. Die Wirtin verwaltet auch die einzige Übernachtungsmöglichkeit im Post Tappa. Noch während wir unseren Kaffee genossen, öffnete der italienische Himmel alle Schleusen und unsere Holländer betraten durchgeweicht das Lokal.
Nachdem sich der Regen gelegt hatte, führte der Wirt uns zum Quartier. Ein längerer Aufenthalt ist hier nicht zu empfehlen. Bereits 2008 wurde das Fehlen einer Klobrille bemängelt, aber irgendwie fühlte sich noch keiner zur Reparatur berufen. Das gleiche Los teilt der Duschvorhang und auch die letzte Grundreinigung dürfte vor diesem Datum stattgefunden haben. Egal, eine Nacht müssen wir mit den Holländern hier verbringen.
Das Abendessen in der Trattoria war dann reichlich und geschmacklich ganz o.K. Noch zu erwähnen bleibt, dass nach Rückkehr zu unserer wohnlichen Bleibe die Stromversorgung zusammengebrochen war und wir den Abend bei einsetzendem Dauerregen im Schein der Stirnlampen ausklingen ließen.

Dienstag, 28. August 2012

3. Tag Fondo - Piamprato (1350m auf / 870m ab)

Tag 3 also. Der erste Tag an dem man seinen Rucksack nicht mehr liebt, weil dieses wieder mal zu voll gepackte Ding immer irgendwo drückt und reibt. Bleibt nur der Trost, dass das am fünften Tag meist wieder vorbei ist. Wie heißt es doch so schön ... man gewöhnt sich an alles.
Der Weg durch das Tal des Torre Chiusella war wunderschön. Allmählich an Höhe gewinnend lassen wir eine Reihe von Almen hinter uns. Eindrucksvoll sind die mittelalterlichen Bogenbrücken... es scheint einmal mehr los gewesen zu sein im Tal.



Nach der Rast an der letzten Alm ging es deutlich steiler hinauf zum  Boccetta delle Oche (2415m). Schon eine Stunde begleitet uns der Alarmpfiff der Murmeltiere und endlich erweist uns ein stattliches Exemplar die Gunst eines Fotos. 



Am Pass ist es kalt und ungemütlich, also schnell nach unten. Die Umstellung auf den Abstiegsmodus fällt nach 4 1/2 Stunden Aufstieg schwer. Der desolate Fitnesszustand tut sein Übriges. Muskelkater in Oberschenkeln und Waden hinterlässt beim Abfedern von 15kg Gepäck zzgl. der nicht zu vernachlässigenden Eigenmasse ein unangenehmes Ziehen.
Der Weg durch die Schlucht hinab nach Piamprato gilt nicht zu Unrecht als schwierigster Abschnitt der gesamten GTA. Zunächst fanden wir die Beschreibung im Wanderführer überzogen "heikle Felsplatten sind zu überwinden, unter den Füßen die tosende Schlucht. Erlengebüsch gaukelt im Falle eines Sturzes trügerische Sicherheit vor..." letztlich waren wir froh, dass an den Steilstufen angebrachte Seile den Abstieg erleichterten. 



Nach 2h war es dann geschafft und die letzte Stunde nach Priamprato (1551m) dann deutlich gemütlicher.
Im Bergdorf erfreute uns dann der Anblick eines noch nicht im Führer erwähnten Hotels.


Schnell wurde das eigentlich schon eingeplante spartanische Posto Tappa zugunsten des Hotels verworfen. Posto Tappa nennen sich die Unterkünfte in den Bergdörfern der GTA. Meist handelt es sich dabei um etwas ungepflegte Massenunterkünfte in der verlassenen Schule der Orte. Vollkommen in Ordnung, wenn es keine andere Möglichkeit gibt, aber am 3. Tag ist ohnehin Wäsche waschen angesagt und das ist im eigenen Zimmer angenehmer. Also gesagt getan... 1h waren wir selbst und unsere Klamotten gesäubert und jeder freie Platz im Zimmer zum Trocknen belegt.
Noch schnell einen Rundgang durch den Ort und unsere holländischen Wegbegleiter Huub und Nicolette informiert, dass wir anderweitig untergekommen sind.



Beim Abendessen stellten wir dann fest, das wir die einzigen Gäste waren. Auf das Engagement des jungen Kellners hatte das aber keine negativen Auswirkungen und er hatte gleich zwei Tische gedeckt, um uns die Auswahl des Platzes zu ermöglichen. Auch die Küche lies keine Wünsche offen und machte dem hervorragenden kulinarischen Ruf des Piemont alle Ehre.

Montag, 27. August 2012

2. Tag - Le Capenne - Fondo (850m auf / 1170 ab)

Mit einem typisch italienischem Frühstück (gut, dass es abends reichlich gab) und Verabschiedung von Hofhund Tidi starteten wir gegen 9:00 Uhr hinauf zum ersten Pass (Colle di Pian Spergiurati, 2036m).




Bereits kurz nach halb zwölf bestand DoDo auf einer ausgiebigen Mittagspause. Also Rast am Rifugio Chiaromonte mit lecker Käse von Le Capenne und dazu Pumpernickel aus dem Spezialitätenrucksack. Zum Nachtisch einen Apfel alles abgerundet von strahlendem Sonnenschein und fantastischem Weitblick in die Poebene und zum Monviso. Aber auch die schönste Rast geht einmal zu Ende ... leider, denn der Abstieg nach Cappia war alles andere als schön. Steile Wiesenhänge mit säuberlich unterm Gras versteckten Löchern erfordern höchste Konzentration. Bei Nässe ist von der Begehung abzuraten und eher der Umweg über Traversella zu empfehlen. Das malerische Bergdorf Succinto entschädigt dann für die Strapazen. Hier hat man wirklich den Eindruck, dass sich seit 300 Jahren nichts verändert hat.



Der Weiterweg nach Fondo war dann willkommen schattig, auf die kleinen Gegenanstiege hätten wir aber gut verzichten können. Um 16:40 dann Ankunft an der Trattoria del Ponte und es gab erst mal Cappuccino und Eis.



Die Zimmer sind nicht mehr so ganz up to date, aber immer noch besser als ein Hüttenlager.
Zum Abendessen gab es dann italienisch spät um acht Uhr die typische Weitwandererkost Spaghetti, danach Pollo al pomodoro und zum Abschluss Käse und Obst.

Sonntag, 26. August 2012

1. Tag Quincinetto - La Capenne (1110m auf)

Nach einem für italienische Verhältnisse guten Frühstück in Capolago ging es noch einmal 2h mit dem Auto nach Quincinetto. Etwas Suchen und ein guter Parkplatz für die nächsten beiden Wochen war gefunden, hoffen wir zumindest.



Dann ging es endlich los. Bei 29°C und strahlendem Sonnenschein stetig steil bergan immer mit wunderbaren Ausblicken auf unseren Abstieg vom Mombarone im letzten Jahr.



Ein erstes Picknick in einem Wäldchen und schon war nach 3:58h und 1110 Höhenmetern unser Tagesziel erreicht - Agriturismo Le Capanne (Seehöhe 1400m).


Samstag, 25. August 2012

Anreise

Heute Vormittag 10:00 Uhr Start in Dresden. Kurz auf die Autobahn, an die Wanderschuhe gedacht und wieder nach Hause. Nach 11 ging es dann wieder los.
Staufreie Fahrt, nur in der Schweiz dachten wir kurz der Maiakalender hat sich um vier Monate vertan und die Welt wird sofort unter gehen. Regen, wie man ihn nur im Gebirge erlebt.
Gegen 20:30 Uhr dann Ankunft in Capologo.

Hotel Capolago